Kerstin Hack: Wie Freunde einander Kraft geben
Da hatte ich schon so lange gekämpft und noch keinen Erfolg gesehen. Entmutigt klagte ich meiner Freundin Rosemarie mein Leid. Sie fühlte mit und sagte dann: „Für mich ist es gar nicht vorstellbar, dass du das nicht schaffst. Ich muss nur auf all das blicken, was du schon erreicht hast – dann ist klar, dass du diese Herausforderung auch bewältigen wirst.“ Die Antwort meiner Freundin beinhaltete zwei zentrale Aspekte von Ermutigung: echtes Mitfühlen und die Erinnerung an den Grund für die Hoffnung.
Manche Menschen versuchen zu trösten, indem sie die Probleme kleinreden: „So schlimm ist das gar nicht.“ Oder gar den anderen dafür kritisieren, dass er sich Sorgen macht: „Du nimmst das alles viel zu schwer. Mach dir doch nicht immer so einen Kopf!“ Möglicherweise käme man selbst mit einer bestimmten Situation besser klar und würde das dem anderen gern sagen. Hilfreicher für den Freund ist es, wenn man ihm echtes Mitgefühl schenkt. Man greift seine Sorgen auf und signalisiert, dass man ihn verstanden hat: „Ich höre, dass du unsicher bist, ob dir das gelingt. Und dass du nicht weißt, ob du es schaffst.“
Zu erleben, dass der andere einem in der Not beisteht, ist sehr tröstend. Allein das Zuhören und Mitfühlen erfüllt mit neuer innerer Kraft. Auch wenn das Problem noch nicht gelöst ist, ist man selbst gelöster. Wenn der Freund sich angenommen und verstanden fühlt, kann man nach der Basis für Hoffnung suchen. Echte Hoffnung ist kein billiger Optimismus nach dem Motto: „Das wird schon irgendwie werden.“ Es ist vielmehr die Suche nach Faktoren, die zur Veränderung einer Situation beitragen können. Hoffnung findet man, wenn man den Blick auf die Ressourcen lenkt, die einem Menschen zur Verfügung stehen. Das können seine Fähigkeiten und Erfahrungen sein: „Du kannst doch dies und jenes gut. Du hast schon oft Neuanfänge gut bewältigt. Das macht mir Hoffnung, dass es dir wieder gelingt.“
Zu den Ressourcen gehört auch das Netzwerk, das gesamte Umfeld an Freunden und Bekannten, die in einer Situation Hilfe leisten könnten: „Du kennst doch Brigitta, die ist immer so kreativ. Vielleicht hat sie eine gute Idee.“ Oder: „Peter kennt doch jeden, möglicherweise hat er einen hilfreichen Kontakt.“ Für mich gehört auch Gott selbst dazu. In einer Notsituation daran erinnert zu werden, dass der Schöpfer mich nicht vergessen hat, ist für mich oft sehr tröstlich. Das erinnert mich daran, dass ein guter Gott über Ressourcen und Möglichkeiten verfügt, die über meine eigenen weit hinausgehen, und daran, dass er mich genug liebt, um für mich zu handeln.
Dieser Text ist entnommen aus dem Büchlein: Freunde. schlicht + ergreifend von Kerstin Hack. 12,95€
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Headerfoto: Elijah Henderson
Liebe Kerstin, deine Zeilen “..wenn Freunde Kraft geben “haben mich berührt. Gerade sind die Zeiten bei mir selbst einfach belastet, von dem Erleben der letzten 2 Jahre. Ich ” erhole ” mich langsam, zu langsam für unsere schnelle Welt. Wie gut tut es da, wenn einer sagt ich versteh dich, Menschen von denen du es nie dachtes, werden im Mitfühlen zu Freunden, und Freunde hauen dir eine Patentlösung in 3 Min. wie einen nassen Lappen um die Ohren. Wie gut, dass wir uns auf Gott verlassen können, er um gibt uns mit Liebe, schützt uns und gibt so viel Zeit wie wir brauchen, um wieder heil zu werden.
Wie schön, dass meine Worte dich ermutigt haben. Ich wünsche dir, dass du Trost spürst… und mit etwas Abstand vielleicht auch Mitempfinden mit den Menschen, die in ihrer Hilflosigkeit manchmal nicht anders können, als “Patentlösungen” um die Ohren zu hauen.