Kerstin Hack: 4 Tipps im Umgang mit “schwierigen” Menschen

Fast jeder kennt „schwierige“ Menschen oder, um es präziser zu formulieren, Menschen, die man als schwierig empfindet. Manchmal handelt es sich dabei um Personen, denen man nur kurz begegnet: ein unfreundlicher Busfahrer oder ein Radfahrer, der unachtsam fährt.Das ist unangenehm, doch meistens nur für einige kurze Momente – es sei denn, wir verfügen über das Talent, uns stundenlang darüber aufzuregen.

Herausfordernder ist der Umgang mit „schwierigen“ Menschen, die uns nahe sind. Dauernörgler, Quasselstrippen, Besserwisser, chronisch Unzufriedene. Das kann der Chef sein, die Kollegen oder auch die eigenen Eltern, Kinder, Verwandten. Und natürlich auch der Partner oder die Partnerin, dessen Eigenheiten ganz schön nerven können. Gerade weil diese Menschen uns nahe sind, wünschen wir uns Veränderung. Am liebsten wäre es uns, sie würden die Verhaltensweisen, die uns stören, ablegen. Doch das ist meist ein Wunschtraum. Also bleibt uns nur der Weg, eine andere Form des Umgangs zu finden, die uns entspannt und entlastet.

Hier einige hilfreiche Tipps und Sichtweise

1. Der andere ist nicht, er verhält sich

Will man entspannter mit schwierigen Menschen umgehen, tut es gut, sich von dem Pauschalurteil „Der ist ein schwieriger/ nerviger/anstrengender Mensch“ zu verabschieden. Wer sagt, dass jemand eben so oder so ist, hat praktisch keine Hoffnung. Wer so ist, ist halt so. Da kann man nichts machen. Wer hingegen sagen und denken kann: „Der andere verhält sich in manchen Situationen auf eine schwierige Art“, schafft Raum für Veränderung. Wie man sich verhält, kann man leichter ändern, als wie man ist.

2. Er verhält sich manchmal schwierig

Es hilft, sich die Situationen, in denen ein bestimmtes Verhalten auftritt, genau anzusehen. Man kann sich fragen: Wann genau verhält der andere sich auf eine Art und Weise, die ich anstrengend finde? Es tut gut, Dinge ohne Wertung zu beschreiben. Also nicht: „Er ist immer völlig rücksichtslos“, sondern: „Er hat sich letzte Woche drei Mal in der Essenschlange vor mich gestellt.“ Dann kann man fragen: In welchem Kontext tritt das schwierige Verhalten auf? Wie genau sieht das aus? Vielleicht verhält sich der andere, wenn er satt ist, durchaus höflich. Es verschafft Freiraum, sich über den Unterschied zwischen schwierigen und angenehmeren Situationen klar zu werden. Wer die Unterschiede sieht, hat sich schon ein wenig von der Situation gelöst. Und kann vielleicht schon etwas gelöster mit bestimmten Verhaltensweisen umgehen.

3. Er tut was für sich

Leute tun Dinge in der Regel nicht mit der bewussten Absicht, andere zu irritieren, zu ärgern, oder zu stressen. In den meisten Situationen, in denen Menschen andere verletzen, geschieht es, weil sie etwas für sich selbst tun wollen. Sie brüllen andere an, weil sie Entlastung brauchen – und keinen besseren Weg wissen. Sie tun es meist nicht mit der Absicht, anderen zu schaden. Der Mitarbeiter, der ein Dokument zu intensiv bearbeitet und deshalb Abgabetermine verpasst, tut es nicht, um seine wartenden Kollegen zu ärgern. Er tut es, weil es der einzige Weg ist, den er kennt, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein. Es ist entlastend, sich daran zu erinnern: „Was der andere tut, tut er für sich – nicht gegen mich.“ Das heißt nicht, dass man jedes Verhalten billig entschuldigt. Es ist nicht in Ordnung, Menschen anzubrüllen oder Kollegen zu lange warten zu lassen. Doch es entlastet sehr, nicht alles auf sich selbst beziehen zu müssen.

4. Wenn ich mich ärgere

Ärger ist im Gehirn nicht in der Region angesiedelt, in der andere Gefühle wie etwa Schmerz, Angst oder Ekel lokalisiert sind. Ärger hat mehr mit unserem Denken und unseren Erwartungen zu tun als mit Emotionen. Ärger wird oft als „Türhütergefühl“ bezeichnet. Denn hinter der Tür des Ärgers liegen meist andere Gefühle: Trauer, Hilflosigkeit, Einsamkeit. Es ist deshalb gut, sich bei Ärger zu fragen: Was denke ich, was der andere anders hätte tun sollen? Was sind meine Erwartungen? Und dann: Was fühle ich?

Wenn uns etwas am Verhalten einer Person stört, sagt das etwas aus – und zwar zuerst über uns. Es sagt, wie wir uns fühlen und was uns wichtig ist. Wenn ich mich besser verstehe und mich darauf einlasse, den anderen zu verstehen, wird der Umgang mit „schwierigen“ Zeitgenossen ziemlich sicher entspannter.

 

I-55_Schwierige-Menschen_PresseDieser Text ist ein Auszug aus dem Impulsheft „Schwierige Menschen. Impulse, besser miteinander auszukommen“ von Kerstin Hack.

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