Weniger reden…mehr sagen. 10 Impulse für knackige Gebetszeiten

Schneller, höher, weiter…wenn man manche Prediger über das Thema Gebet sprechen hört, denkt man, es ginge um einen Wettkampf, bei dem es die höchsten Leistungen zu erbringen gilt. Die beste Christin ist dann die, die täglich mehrere Stunden auf den Knien verbringt und möglichst viel, lange und umfassend betet.

Zum Glück gibt es da noch die Bibel. Da stehen auch andere Dinge drin. „Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden“, rät Jesus seinen Jüngern. Wie Heiden plappern, weiß ich nicht. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Christen – mich selbst eingeschlossen – wertvolle Gebetszeiten mit inhaltsleeren Floskeln, überflüssigen Formulierungen und nicht von Herzen kommenden Gebetsanliegen verschwenden.

Viele Christen sehnen sich danach, mehr Zeit fürs Gebet zu finden. Sie erwarten, dass sich dadurch die Qualität ihrer Beziehung zu Gott verbessert. Aber mehr Zeit bewirkt nicht automatisch mehr Tiefe, Echtheit und Authentizität in unserer Beziehung mit Gott. Möglicherweise ist sogar hier weniger mehr. Ein auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinender Ansatz, um die Qualität unserer Beziehung zu Gott zu vertiefen, wäre, die Zeiten, die wir bereits mit ihm verbringen, zu verbessern, indem wir auf Überflüssiges verzichten. Indem wir weniger reden und mehr Wesentliches aussagen. Indem wir vor ihm authentischer sind, statt sinnlos zu plappern. Indem wir klarer als bisher zum Ausdruck bringen, was uns am Herzen liegt. Hier findest du 10 Tipps, die dazu beitragen können, die Anzahl überflüssiger Gebete und Floskeln in deinen Begegnungen mit Gott drastisch zu reduzieren. Das könnte dazu führen, dass du dich besser auf das Wesentliche konzentrieren kannst und deine Gebetszeiten lebendiger und tiefer werden.

1. Ausrichtung auf den Gesprächspartner

Es ist verrückt, aber häufig ist Beten für uns so sehr zur Gewohnheit geworden, dass wir vergessen, mit wem wir sprechen. Jesus fordert uns in den einleitenden Worten zum Vaterunser auf, uns erst einmal klar darüber zu werden, mit wem wir sprechen. Wer sich bewusst ist, dass er mit dem allwissenden Gott spricht, kann sich jede Menge ausführlicher Situationsbeschreibungen, die in der Regel mit den Worten „Herr, du weißt…“ eingeleitet werden, sparen und schneller zum eigentlichen Kern des Gebets übergehen. Wer es sich angewöhnt, zu Beginn einer Gebetszeit darüber zu reflektierten, welche Macht und welche Eigenschaften Gott hat, erspart sich überflüssige Inhalte, Entschuldigungen und Beteuerungen.

2. “Einfach” Füllwörter streichen

Viele Menschen verwenden das Wort „einfach“ einfach ständig in ihren Gebeten. „Herr ich bitte dich einfach, dass du mir einfach hilfst, die Situation einfach zu bewältigen. Sei du mir einfach nahe und hilf mir einfach.“ Da einfach einfach nichts aussagt, kannst du es auch einfach aus deinem Gebeten streichen.

3. Gottes Namen sinnhaft verwenden

Gott weiß, dass er der Herr ist. Wir müssen ihn nicht ständig daran erinnern. Wenn jedes dritte Wort in unseren Gebeten „Herr“ ist, könnte es sein, dass wir es gedankenlos – und damit lieblos – dahinsagen und nur als Lückenbüßer nutzen, wo wir in Gesprächen mit Menschen eher „äh“ sagen würden: „Herr, ich bitte dich Herr, dass du, oh Herr, hier eingreifst, Herr. Oh, Herr!“ Es kann hilfreich sein, mal bewusst darauf zu achten, wie häufig man dieses Wort in den eigenen Gebetszeiten verwendet. Oder auch, bewusst zu versuchen, im Gebet auch einmal auf andere Namen Gottes zurück zu greifen. Die Bibel nennt weit über 100 Namen, mit denen Gott beschrieben wird: Vater, Tröster, Helfer, Allmächtiger, Wunder-Rat, Friedefürst, Erlöser – um nur einige zu nennen.

Tipp: Mach doch eine Liste mit den Namen Gottes, die dich besonders ansprechen. Und nutze die Liste als Inspiration beim Gebet.

4. Anliegen klar formulieren

Häufig schleichen wir in unseren Gebeten um das eigentliche Thema herum wie die Katze um den heißen Brei. Wir beklagen einen Zustand, aber wagen nicht, klar zum Ausdruck zu bringen, was wir uns stattdessen wünschen. Als Jesus einmal von einem Blinden angerufen wurde „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!“, forderte er ihn heraus, sein Anliegen klarer und präziser zu formulieren. „Was willst du, das ich dir tun soll?“ Der Mann formulierte klar: „Herr, ich will sehend werden!“ Und erlebte ein Wunder.

Wer sich im Gebet festlegt, was er konkret erbitten will, geht Risiken ein. Sowohl das Risiko, konkret erhört und dadurch im Glauben gestärkt zu werden, als auch das Risiko, möglicherweise mit nicht erhörten Gebeten und offenen Fragen leben zu müssen. So wie Freunde, die bei einem Gebetstreffen – inspiriert durch den Text „Er hat jede trennende Mauer niedergerissen“ mit der Frage rangen, ob Gott sie wohl durch diesen – natürlich aus dem Kontext gerissenen Text – dazu ermutigen wollte, für den Fall der Berliner Mauer zu beten. Nach 30 Minuten Diskussion entschieden sie sich, nicht allgemein für den Fall aller Menschen trennenden Mauern zu beten („Oh Herr, nimm alles weg, was Menschen voneinander trennt“). Sie riskierten es, konkret für den Fall der Mauer in Deutschland zu beten. Das war am 6. November 1989. Der Rest ist Geschichte.

Beim Gebet klar zu überlegen und zu entscheiden, worum man Gott bitten und wofür man ihm vertrauen möchte, kann die Gesamtdauer des Gebets erheblich reduzieren, ohne dass Qualitätseinbußen zu befürchten wären – im Gegenteil.

5. Konzentration auf eigene Anliegen

„Ich sollte doch für dieses und jenes beten“, hört man immer wieder von Christen, die ein chronisch schlechtes Gewissen haben, weil sie nicht für alles Erdenkliche beten. Dieser Druck kommt eher von unserer christlichen Sozialisation als von Jesus. Das Neue Testament gibt nur sehr wenige, konkrete Anliegen, für die wir beten sollen:

  • Die Ausbreitung von Gottes Reich. Dazu gehört auch die Fürbitte für Mitarbeiter, mit denen wir persönlich verbunden sind. (Mt. 6, 5-15)
  • Materielle Versorgung (1. Tim 2, 1)
  • Geistliches Wachstum (Schutz vor Versuchung, Erlösung vom Bösen) (Eph. 6, 18)
  • Für andere Christen und andere Menschen, besonders solche in politischer Verantwortung (1. Thess. 5, 25).

Abgesehen von diesen grundlegenden Inhalten des Gebets, die das Neue Testament nennt, bleibt es uns frei überlassen, für was wir sonst noch beten möchten. Wir können gelassen und gern für die Dinge beten, die uns besonders wichtig sind. Andere Menschen werden für andere Bereiche und Anliegen beten, die ihnen wichtig sind. Wir müssen nicht für alles und jeden beten. Wirklich nicht.

6. Eigenverantwortung übernehmen

Viele Gebete „müssen“ wir nur deswegen beten, weil wir es versäumt haben, in bestimmten Lebensbereichen unsere eigene Verantwortung wahrzunehmen. Aktive Fürsorge für den eigenen Körper kann z.B. zu drastischen Zeiteinsparungen beim Gebet führen. Eine Frau erzählte mir, dass sie – seit sie regelmäßig ins Fitnessstudio geht – nie mehr um Heilung von Rückenproblemen beten muss, weil sie keine mehr hat. Körperliche Fitness steigert obendrein das allgemeine Wohlbefinden und die Konzentration beim Gebet.

Ähnlich positive Effekte lassen sich durch gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, einen ausgeglichenen Lebensstil und gut gelebte Beziehungen erzielen. Ausreichende Zeitplanung erspart hektische „In-letzter-Minute-Parkplatzgebete“. Und wer einen festen Platz für Dinge hat, spart sich jede Menge „Such-Gebete“.

Wer Verantwortung für die Bereiche seines Lebens übernimmt, die er selbst positiv gestalten kann und sollte, kann sich im Gebet auf die Bereiche konzentrieren, die außerhalb seiner Einflussmöglichkeit liegen und dafür Gottes Eingreifen erbitten.

7. Aktive Beteiligung

Probleme wirken umso bedrohlicher, je weniger direkte Einflussmöglichkeit man auf ihre Lösung hat. In vielen Fällen können wir Situationen durch direktes Engagement jedoch gestalten und verändern. Das gilt besonders im Bereich Beziehungen. Wer gute, ehrliche, offene Beziehungen lebt und pflegt, erspart sich viele Krisengebete. Eine Geschäftsfrau berichtet: „Seit ich mit meinen Mitarbeitern und Geschäftspartnern klarere Absprachen treffe, hat sich die Anzahl der Konflikte, für deren Lösung ich beten muss, deutlich reduziert.“ Beziehungspflege, gute Planung und klare Kommunikation tragen im Beruf ebenso wie im Privatleben und in der Gemeinde dazu bei, dass Konflikte, für deren Lösung man mühsam und zeitaufwändig beten müsste, gar nicht erst aufkommen.

Werde, wo es möglich ist, selbst Teil der Lösung z.B. indem du in deiner Gemeinde aktiv mitarbeitest und Menschen Liebe und Aufmerksamkeit schenkst, statt dich bei Gott über die mangelnde Liebe und Hingabe der anderen zu beklagen. Manche Gebetsanliegen werden sich durch das aktive Mitarbeiten an einer Lösung „erübrigen“. Andere wirst du präziser und klarer formulieren können.

8. Kompetenzen stärken

Man kann Gott um alles bitten – auch um Hilfe in Situationen, in denen man sich überfordert fühlt. Langfristig gesehen ist es jedoch effizienter, die Bereiche zu identifizieren, in denen man sich immer wieder als inkompetent erlebt. Anschließend kann man nach Möglichkeiten Ausschau halten, die eigene Kompetenz in diesen Bereichen zu erhöhen, zu trainieren und zu erweitern. Da wir ständig vor neuen Herausforderungen stehen, bleiben noch genügend Bereiche übrig, in denen wir Gottes Eingreifen und seine Unterstützung brauchen.

Geschätzte Zeitersparnis: ca. 10 %.

9. Glaubensvoll beten

Gottes Wort sagt klar, dass es ohne Glauben nicht möglich ist, Gott zu gefallen (Hebr. 11,6). Für Dinge zu beten, für die man keinen Glauben hat, ist reine Zeitverschwendung. Es ist sinnvoll, zuerst zu überprüfen, ob du tatsächlich Glauben in Gottes Fähigkeit und Willigkeit hast, in die Situation einzugreifen, für die du beten möchtest. Wenn nein, hast du drei Möglichkeiten:

-gar nicht dafür zu beten
-das Gebet auf die Größe „zurechtzustutzen“, für die du glaubensvoll beten kannst
-Gott zu bitten, deinen Glauben für eine bestimmte Situation zu stärken.

 10. Auf Gott hören

Gott teilte dem Propheten Elia mit, dass eine dreijährige Dürre bevorstand und es keinen Sinn machen würde, für Regen zu beten. Elia sparte durch diese Information wahrscheinlich Hunderte von Stunden unnötiger Gebete um Regen. Als Gott dann sein O. K. gab, genügte ein einziges intensives Gebet, um die Wetterlage zu verändern.

Tipp: Prüfe im Wort Gottes und im Hören auf ihn, was sein Wille in einer bestimmten Situation ist und bete dann entsprechend.

Wenn es dir gelingt, mit Hilfe der „10 Tipps“ deine Gebetszeit drastisch zu reduzieren – was machst du dann mit der frei gewordenen Zeit? Vielleicht Gott einfach nur danken. Oder gemeinsam mit Gott sich selbst oder einem anderen Menschen etwas Gutes tun. Oder vielleicht ganz schlicht mit Gott zusammen sein, auf ihn hören und die Gemeinschaft genießen. Ganz ohne Worte.

 

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namen_gottesKerstin Hack: Namen Gottes. Impulse für die Begegnung mit einem vielseitigen Gott. Down to Earth.

Impulsheft, 2,50 Euro. Direkt bestellbar im Down to Earth Shop.

 

 

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