Rituale, die stärken – Gebetszeiten
Gerade in der Adventszeit ist unser Leben von wunderschönen Ritualen und besinnlichen Traditionen durchzogen. Diese helfen uns, uns einzustellen auf das, was kommt. Uns zu öffnen für das, worauf wir warten.
Auch Kinder lieben und brauchen Rituale. Da gibt es das Zu-Bett-gehen-Ritual mit Gute-Nacht-Geschichte und Fest-in-der-Bettdecke-eingepackt-werden. Oder eben die besondere Bräuche in der Adventszeit, mit Lichtern, Adventskalendern und Liedern, eine bestimmte Art, den Geburtstag zu feiern. Mit meinem Patenkind pflegte ich folgenden ritualisierten Dialog: »Wie heißt du?« – »Leonie!« – »Und wenn du Tee trinkst, dann heißt du Tee-onie.« Nicht tiefsinnig, aber tief verbindend.
Rituale helfen uns, zur Ruhe zu kommen und unsere Seele auf etwas einzustellen. Als ich meine Magisterarbeit schrieb, legte ich immer die gleiche Musik auf, wenn ich mich an den Schreibtisch setzte. Mir signalisierte das: Jetzt ist Zeit für konzentriertes Arbeiten. Weil das Ritual immer dasselbe war, fiel es mir leichter, umzuschalten und in die vor mir liegende Aufgabe einzutauchen.
Rituale in Bezug auf das Gebet haben den gleichen Zweck. Sie verbinden uns mit Gott – und ggf. auch mit den Menschen, mit denen wir beten. Und sie helfen uns, »runterzukommen«. Sie signalisieren: »Das, was bis jetzt war, ist vorbei. Jetzt ist Zeit für Begegnung.« Viele Menschen zünden Kerzen an, wenn sie sich Zeit zum Gebet nehmen wollen. Das sanfte Licht schafft eine Atmosphäre, in der anderes ausgeblendet wird. Andere atmen einige Male tief ein und aus und kommen so zur Ruhe, bevor sie das Gespräch mit Gott beginnen. Wieder andere knien oder setzen sich mit geöffneten Händen hin, um zu symbolisieren: Ich bin bereit für Begegnung.
Durch die Geschichte hindurch haben gläubige Menschen Rituale entwickelt, die ihnen halfen, sich auf Gott auszurichten. Die einen beteten regelmäßig das Vaterunser. Andere bauten Kreuzgänge, durch die sie betend gingen. Wieder andere haben das Stundengebet entwickelt, um sich zu bestimmten Tageszeiten bewusst Zeit für das Gespräch mit Gott zu nehmen. Es kann lohnend sein, sich mit der bunten Vielfalt der jahrhundertealten Gebetsformen zu beschäftigen. Man kann experimentieren und ausprobieren, was für das eigene Leben passt. Darüber hinaus könnte man überlegen, welche ganz persönlichen Rituale man entwickeln möchte.
■ Welche Umgebung könnte ich für das Gebet wählen?
■ Welche Körperhaltung könnte ich einnehmen?
■ Welche Abläufe helfen mir, zur Ruhe zu kommen?
■ Mit welchen Worten möchte ich Gott ansprechen?
Wer einmal ein Ritual eingeübt hat – was einige Zeit dauert –, kann dann in Freiheit entscheiden, ob er es langfristig als Form der Begegnung mit Gott nutzen möchte oder ob er eine andere, freie Form wählt.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem Buch: Gebet. schlicht + ergreifend von Kerstin Hack. 12,95€ Erhältlich direkt beim Down to Earth-Shop.
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