Braucht man Kohlenhydrate? Historisch – ethnologische Perspektive
In vielen Ernährungsratgebern steht, dass die Nahrung, die man zu sich nimmt zu einem großen Teil aus Kohlenhydraten (etwa Getreide, Reis, Mehl, Brot) bestehen sollte. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung etwa empfiehlt, dass mindestens 50% der Nahrung aus Kohlenhydraten bestehen sollte.
Braucht der Mensch wirklich (so viele) Kohlenhydrate? Ich bezweifle es – unter anderem aus historischen und ethnologischen Gründen.
– Historische Perspektive: Der Ackerbau ist in der Entwicklungsgeschichte des Menschen eine relativ neue Erscheinung. Vorher hatten die Menschen weniger Kohlenhydrate zur Verfügung – und ernährten sich von Blättern, Pflanzen, Beeren, Früchten, Gemüse und Tieren, die sie jagten. Gelegentlich gab es sicher auch mal wildes Getreide. Der Mensch kam also offensichtlich über lange Zeiträume ohne Kohlenhydrate aus.
– Ethnologische Perspektive: Viele Völker – die sogenannten Jäger und Sammler – ernähren sich bis heute ohne Kohlenhydrate. Und es geht ihnen dabei nicht schlecht. Was sie stattdessen essen ist je nach Lebensraum sehr verschieden. Es reicht von überwiegend vegetarischer Kost bei den afrikanischen Gwi und ǃKung bis zur fast ausschließlichen Ernährung von Fleisch und Fisch – nur ab und zu Kräuter – bei den Inuit in Grönland. Die Massai und den Turkana – beides Nomadenvölker – ernähren sich primär von Milch. Diese Menschen sind offensichtlich nicht krank – die groß gewachsenen Massai-Krieger sind hingegen ein Sinnbild für Stärke und Ausdauer.
Kurz: Der Mensch scheint Kohlenhydrate offensichtlich nicht zu brauchen, um zu überleben.