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“Mindfuck Love” von Petra Bock – eine Rezension von Kerstin Hack

Als Verlag schauen wir natürlich immer wieder über den Gartenzaun, betrachten, was andere Verlage im Ratgebersektor machen und nehmen dabei auch mal das ein oder andere Buch kritisch unter die Lupe – so etwa Mindfuck Love – Wie wir uns in der Liebe selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (*Affiliatelink) von Coach Dr. Petra Bock.

„Mind… was liest du?“ fragten mich Leute immer wieder, wenn ich erzählte, dass ich mich gerade mit dem Buch „Mindfuck Love“ auseinandersetzte. Ok, auf Englisch klingt es etwas besser als die deutsche Entsprechung „Scheiße im Hirn in Liebesdingen“. Aber man muss nicht verstehen, warum Frau Dr. Bock in ihrem Buch unbedingt einen Kraftausdruck verwenden muss und einen Titel wählt, der nur für die Menschen verständlich ist, die ihr Mindfuck-Konzept bereits kennen und verstehen.

Zum Inhalt

Im Kern geht es um Gedankenblockaden, welche uns daran hindern, unser Leben und unsere Beziehungen glücklich zu leben. Es sind Haltungen, mit denen wir uns selbst sabotieren und uns und andere unglücklich machen.

Frau Dr. Bock hat 7 dieser Miststücke (“Mindfucks”) identifiziert:

  • Katastrophen-Erwartung: die Sorge, dass alles schlimm endet
  • Selbstverleugnung: sich selbst immer wieder zurückstellen
  • Bewertung: sich und andere ständig bewerten
  • Druck machen: mit Druck den anderen zum Handeln bringen wollen
  • Regeln setzen: die Vorstellung, dass alles nach bestimmten Regeln ablaufen muss
  • Misstrauen: sich selbst und anderen chronisch misstrauen
  • Übermotivation: Festhalten an unrealistischen Erwartungen

Laut Petra Bock entspringen die Mindfucks unserer frühen Kindheit, in der wir Beziehung wollten, aber den Erwachsenen gegenüber machtlos waren. In dieser Zeit haben wir uns Strategien und Denkmuster angeeignet, auf die wir nun in Krisen zurückgreifen. Angelehnt an die Transaktionsanalyse beschreibt sie, dass wir in Krisen ins unsichere und ängstliche Kind-Ich oder ins überfürsorgliche bestimmende Eltern-Ich flüchten.

Doch diese Muster passen nicht zu einem erwachsenen Gegenüber auf Augenhöhe. Und: Beziehung macht keinen Spaß, wenn ein oder beide Partner in unreifen Mustern festhängen und sich entweder wie ein ängstliches Kind oder wie ein fürsorgliches oder strafendes Elternteil verhalten.

Beziehungsglück erlebt man laut der Autorin nur bei einer Begegnung zweier Menschen, die frei und erwachsen miteinander umgehen.

Soweit die Kerngedanken.

Meine Analyse als Coach

Die große Stärke des Buches ist, dass die Mindfucks klar beschrieben werden. So klar, dass man sich und die eigenen Mindfucks erkennen kann – wenn man will .Für Frau Bock scheint das auch genug zu sein. Erkenne deine Mindfucks – schon sind sie halb gelöst. Das ist meiner Erfahrung nach manchmal tatsächlich der Fall. Petra Bock erzählt auch von einer Reihe solcher Fälle. Manchmal, wenn man ein Muster erkannt hat, ist das Erschrecken darüber so groß, dass man gar nicht mehr in das alte Verhalten zurück kann. Manchmal. Nicht immer.

Für die Fälle, wo das Erkennen nicht reicht, fehlen mir in weiten Teilen die Anleitungen für konkrete Schritte, die der Leser gehen kann, um Mindfucks zu lösen.

Mir fehlt auch der Hinweis, dass es bei tiefsitzenden Ängsten – etwa ausgelöst durch Traumata – nötig sein kann, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es scheint mir fast verantwortungslos, Leser, die womöglich in solchen Mustern feststecken, „nur“ erkennen zu lassen: „Du hast einen Angst-Mindfuck!“, ohne ihnen klar zu sagen, wie sie ihn lösen können. Das Versprechen im Titel: „…und was wir dagegen tun können“ wird aus meiner Sicht nicht klar genug erfüllt.

Frau Dr. Bock kann das. Es gibt einen Abschnitt, in dem sie erklärt, wie wichtig es ist, den Partner für sich zu sehen – nicht nur in der Verbindung zu sich selbst. Sie gibt dann die Anleitung zu einer Übung, den anderen wie von einer Wolke herab wohlwollend und neugierig zu betrachten. Ein paar Dutzend guter, bewegender Fragen helfen dabei, den Menschen, den man liebt, wieder zu sehen.

Dieser Abschnitt ist bewegend und hilfreich. Ich kann jedem Paar nur wünschen, dass es sich einzeln oder zu zweit die Zeit für diese wunderbare und wunderbar wirkende Übung nimmt. Es gibt im Coaching noch eine Reihe weiterer hilfreicher Tools, die helfen, Glaubenssätze und Muster aufzulösen. Einige davon vorzustellen und dem Leser so Handwerkszeug für das eigene Arbeiten an die Hand zu geben, hätten dem ganzen Buch gut getan.

Meine Analyse als Verlegerin

Eine Mischung aus Ärger und Entsetzen. Ein Verlag hat die Aufgabe, aus einem Manuskript ein Buch zu machen, das klar, übersichtlich und gut zu lesen ist.
Schon der erste Blick auf “Mindfuck Love” wirkt, als hätte der Verlag einfach nur das Manuskript genommen und praktisch ohne weitere Verarbeitung in Buchform gesetzt.

  • Das vier Seiten (!) lange Inhaltsverzeichnis ist weder übersichtlich noch klar.
  • Die Kapitelstruktur ist sehr unrhythmisch – mal sind die Kapitel 3 Seiten lang, mal 48! Es wirkt, als hätte Frau Dr. Bock alles aufgeschrieben, was sie an guten Gedanken zu dem Thema hatte, und dann ist das Buch so publiziert worden. Ohne, dass es ein guter Lektor noch einmal besser gegliedert, an manchen Stellen gestrafft und klarer geordnet hätte.
  • Textsatz: Mal gibt es Freizeilen ohne erkennbaren Grund, schlechte Absatzstruktur, ganze Seiten ohne einen einzigen strukturierenden Absatz.
  • Wiederholungen und unnötige Längen hätten eliminiert werden können.
  • Das Layout ist sehr uneinheitlich. Mal werden z. B. zusammenfassende Passagen mit grau hinterlegt, mal nicht.

Wäre ich Lehrerin, würde ich sagen: Inhalt gut, Form mies. Vermeidbar wäre es gewesen. Ich hatte Petra Bock nach dem Lesen eines früheren Buches angeschrieben, auf ähnliche verlegerische Schwächen hingewiesen und ihr einen Expertise-Tausch angeboten: Meine Expertise gegen ihre. Die Antwort ihrer Assistentin: Frau Bock habe dafür keine Zeit. Sie verließe sich da auf ihren Verlag. (Ist das jetzt „Blinder Fleck Mindfuck”?). Schade. Das Buch enthält viele gute und hilfreiche Gedanken, denen inhaltlich wie gestalterisch eine bessere Aufarbeitung gut getan hätte.

Fazit: Ein – trotz mancher ärgerlicher Schwächen – inspirierendes und hilfreiches Buch für alle Liebenden, die sich selbst und blockierenden Mustern auf die Spur kommen möchten. Auch für Singles lesenswert, die verstehen wollen, warum sie immer wieder an den oder die Falsche oder an gar niemanden geraten – und das gern ändern möchten.

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