Unsere Autoren kennenlernen: Johannes Stockmayer

Herr Stockmayer, was machen Sie gerade?

Im Augenblick bereite ich mich auf ein Konfliktseminar vor. In einer Woche beginnt ein neuer Kurs eines vierteiligen Friedensstifter-Seminars mit vielen interessierten und motivierten Teilnehmern. Das fordert mich heraus. Wir wollen miteinander bearbeiten, wie wir am sinnvollsten in Konfliktsituationen eingreifen und helfen können ohne selbst Teil des Streites zu werden.

 

Was war Ihr Buch des letzten Jahres? Und wieso?

Im Urlaub habe ich von John Milton „Das verlorene Paradies“ gelesen. Das ist ein Versepos aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das Buch liest sich nicht so einfach, es muss richtiggehend „durchgekaut“ werden. Aber es ist voller inniger Momente mit großartigen Darstellungen der Liebe Gottes und auch dramatischen Teilen, wenn es um den Sündenfall geht und wie es dazu kommen konnte. Es war das richtige Buch für einen Urlaub mit Zeit und Ruhe.

 

Was inspiriert Sie?

Am meisten regen mich die Gespräche mit meiner Frau an, manchmal kontrovers aber meistens ergänzend und wir kommen gemeinsam zu neuen und intensiveren Erkenntnissen. Wir nehmen uns viel Zeit für den Austausch unserer Gedanken, werten aus und versuchen zu verstehen. Viel Inspiration geben mir auch meine Wanderungen auf die Schwäbische Alb: Der weite Blick gibt mir oft eine neue Perspektive. Und dann natürlich Bücher: Ich lese sehr viel.

 

Welche Fragen würden Sie gern Gott stellen?

Da hätte ich einen ganzen Katalog von Fragen. Manches ist in meinem Leben nicht so gelaufen, wie ich es wollte. Da würde es mich schon interessieren, was Gott sich dabei gedacht hat. Warum ist mancher Erfolg ausgeblieben? Warum gab es so wenig Anerkennung von anderen? Aber je älter ich werde, desto mehr erübrigt sich manche Frage und ich sehe, dass alles genau richtig und nach Plan gelaufen ist. Aber meine Hauptfrage wäre: „Warum sind viele Menschen so egoistisch und selbstbezogen?“

 

Was wollten Sie als Kind werden, wenn Sie „mal groß sind“?

Genau das, was ich jetzt auch mache. Darüber bin ich sehr glücklich. Ich wollte Vorträge halten, predigen, beraten – und Bücher schreiben. Damit habe ich damals schon angefangen. Ich kann wirklich sehr zufrieden sagen: Ich habe immer das gemacht, was ich machen sollte. Es ist ein Geschenk Gottes, dass das so möglich war.

 

Welche drei „Dinge“ sind für Sie das Wichtigste im Leben?

Da steht an erster Stelle meine Beziehung zu Gott. Sie gibt mir den Halt und die Kraft, die ich brauche. Dann als zweites die Beziehung zu meiner Frau. In den über dreißig Jahren Ehe hat sich daraus für mich eine Heimat entwickelt, das war am Anfang gar nicht so klar. Und das dritte ist nicht so einfach: Wichtig ist für mich das, was mir Probleme macht – denn dadurch lerne ich und komme voran. Das sind vor allem auch nahe Menschen, mit denen ich Mühe habe und Situationen, die mich an meine Grenzen bringen. Sie fordern mich heraus.

 

Was bedeuten Ihnen Bücher?

Sehr viel. Ich liebe gute Bücher und kann mich ganz in ihren Inhalt verlieren. Das war schon als Kind meine Möglichkeit, abzutauchen. Allerdings ärgere ich mich deshalb auch immer wieder über schlecht gemachte, oberflächliche Bücher. Ich bin immer auf der Suche nach interessanten Büchern, egal welchen Inhalts, und bin gespannt auf die Sichtweise anderer Menschen. Ich freue mich dann über neue Einsichten, kreative Einfälle und überraschende Gedanken.

 

Wie wurde das Thema Konflikte für Sie zum Beruf? Was genau tun Sie?

Das Thema Konflikte wurde für mich interessant, als ich feststellte, dass es mich zu viel Kraft kostet, den Konflikten auszuweichen. Ich bekam Probleme im familiären Umfeld und im Beruf und wollte lernen, damit besser umzugehen. Ich wollte kein Konfliktvermeider mehr sein, sondern ein Kämpfer. Heute berate ich Menschen bei Problemen, ich begleite sie, damit sie schwierige Situationen bewältigen können. Was das heißt, ist ganz unterschiedlich: kämpfen, weggehen, verhandeln. Außerdem stehe ich Gemeinden unterschiedlicher Prägung bei, die Konflikte haben, versuche zu vermitteln und arbeite mit den Menschen vor Ort an sinnvollen Lösungen. Wir suchen nach einer neuen Gesprächsebene und nach Verständnis füreinander. Da bin ich oft Ermöglicher und Ermutiger – und manchmal auch Dolmetscher oder Transporteur von Meinungen und unterschwelligen Bedürfnissen.

 

Welchen Tipp würden Sie Menschen geben, die konfliktscheu sind, um den ersten Schritt in einem Konflikt gehen zu können?

Sich klar machen: Wenn ich nichts tue, dann kann ich nur verlieren. Wenn ich aber den Mut habe und einen Schritt wage, kann ich auch gewinnen. Es sind oft die kleinen Schritte, die viel bewirken und der Mut und die Entschlossenheit, mit der ich auftrete, ist meist bereits die halbe Miete. Außerdem muss niemand perfekt sein, scheitern ist möglich und Fehler machen nicht schlimm. Beleidigt sein, Rückzug, Opferhaltung und so tun, als wäre alles in Ordnung, ist weit schlimmer. Denn dadurch werden die Umstände verhärtet und nicht verändert.

 

Mehr über Johannes Stockmayer unter: www.onesimus-dienste.de

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Johannes Stockmayer hat für Down to Earth-Verlag das folgende Quadro geschrieben:

Q-45_Konflikte-bewaeltigenKonflikte bewältigen. Auseinandersetzungen konstruktiv gestalten.

5,00 €, direkt erhältlich im Down to Earth-Shop.

 

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