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Der richtige Riecher zum Erfolg

Bettina de Cosnac – Autorin einiger Biografien der Weltverändererserie von Down to Earth – hat kürzlich ein Buch über die Welt der Düfte und Parfums geschrieben. PARFUM. Frauen in der Welt der Düfte heißt das bei Busse/Seewald erschienene, ästhetisch sehr ansprechende Buch.  Mit schwungvoller Sprache und vielen Bildern, die man zu gerne schmecken, riechen und auf der Haut fühlen wollte. Wenn das Buch ein Duft wäre, würde es riechen wie ein Hain voller Rosensträucher, verweht von einer herben Prise Verbene und einem durchhuschten kaiserlichem Eau de Cologne. Mit einer neuen feinen Duftnote auf jeder weiteren Buchseite …

Bettina, ein paar Fragen zu deinem neuen, wunderschönen Buch:

 

Du stellst im Buch die These auf, dass Düfte so prägend sind, dass jeder von uns anhand von Düften seine Biografie erzählen könnte. Was wäre dein Duft für dein 15. Lebensjahr?

Eine gute Frage, wobei für mich eher 13/14 Jahre interessant waren, als ich – aus einer Familie von Reitern stammend – den Duft von frischem Heu genoss. Gutem Heu. Noch heute entspannt mich dieser Duft, bringt Wohlbefinden. Mit 17 dann das erste Parfüm zum Ausgehen.

 

In “PARFUM” porträtierst du ausschließlich Frauen, die in der Welt der Düfte und Parfums maßgeblich sind und waren. Bedeuten Düfte für Frauen etwas anderes als für Männer? Haben sie einen besseren Riecher für Wässerchen und Tinkturen? Oder ist eine ausgeprägte Sinnlichkeit gar ein weibliches Attribut?

Ich glaube, pauschal kann man nicht sagen, Frauen oder Männer haben den besseren Riecher. Es hängt von der Schulung des Sinnesorgans ab und der eigenen Chemie. Auch der Grad der Sinnlichkeit ist nicht geschlechtsbedingt. Es gibt sehr sinnliche Männer. Ich fand aber während der Arbeit an dem Buch heraus, dass Frauen konzeptueller beim Komponieren der Parfums vorgehen. Der Duft verkörpert eine Idee, wie z.B. der Friedensduft von Laurice Rahmé. Anders als männliche Nasen suchen und brauchen Frauen keine Musen.

 

Coco Chanel gilt mit ihrem Chanel N° 5 als eine der ersten Frauen, die Parfums kreiert hat. Inwieweit hat sie tatsächlich selbst ihre Parfums kreiert – und wo hat ihre „Nase“ das übernommen?

Chanel war – und das muss historisch korrigiert werden – keine Parfümeurin, d.h. sie hat niemals einen Duft komponiert. Sie war die Auftraggeberin, die Geschäftsfrau, die ein Parfüm als erschwinglichen Luxus anbieten wollte. Ihre “Nase” war männlich, saß in Grasse und legte ihr Düfte in Testflakons vor. Sie wählte eher willkürlich aus. Ihre Nase hatte sie hingegen bewusst gewählt: Ernest Beaux, ein Avantgardist, Pionier auf dem Gebiet rein synthetischer Düfte.

 

Welche der vorgestellten Frauen beeindruckt dich besonders? Und warum?

Camille Goutal. Sie trat das Erbe ihrer Mutter an, obwohl sie eigentlich Fotografin werden wollte. Und sie entdeckte dabei, dass sie schon als Kind Parfums komponierte und ihre Mutter mit der klaren Entschiedenheit eines Kindes beriet, z.B.: “Das riecht zu sehr nach Erdbeere.” Sie arbeitet auch mit der Nase Isabelle Doyen wie ihre Mutter im selben Tandem weiter und schafft es, eigene Duftträume zu komponieren. Meine Bewunderung hat auch Patricia de Nicolaï, die sich aus ihrer Familie rein männlicher Guerlain-Nasen befreite, als Frau bewusst im Labor dabei sein wollte und ihre eigene Marke kreierte mit den von ihr komponierten Parfüms. Die Männer sind vor der Duftorgel ihre Assistenten, nicht umgekehrt.

 

Was hat sich durch das Buch in deiner Duftwelt am entscheidendsten verändert?

Ich kann einen guten von einem billigen Duft unterscheiden, finde dass ein gutes, teures, zu uns passendes Parfum kein Luxus ist. Wenn wir uns rundherum wohl und attraktiv finden, kommt das unseren Mitmenschen zugute. Und ein mir am Herzen liegender Hinweis: Wir entwickeln uns alle weiter. Also dürfen wir durchaus das Parfum wechseln. Und somit unsere Duftbiografie fortschreiben.

 

 

PARFUM. Frauen in der Welt der Düfte. Bettina de Cosnac (Autorin), René Antonoff (Fotograf). 160 Seiten, Busse/Seewald, Frechverlag. 24,95 €

 

 

 

 

 

 

Von Bettina de Coscnac sind bei Down to Earth folgende Weltveränderer-Kurzbiografien erschienen:

Yehudi Menuhin. Einer, der für den Frieden musizierte

 

 

Antoine de Saint-Exupéry. Einer, der das Sehen lehrte

 

 

Marie Curie. Eine, die um ihr Leben forschte

 

 

Ergänzend zur Welt der Düfte sind bei Down to Earth folgende Kurzbiografien erschienen:

Coco Chanel. Eine, die Frauenmode revolutionierte von Kerstin Hack – die Frau mit dem richtigen Riecher für Mode und Düfte in ihrer Zeit.

 

Hildegard von Bingen. Eine, die Leib und Seele nährte von Hildegard Strickerschmidt – eine Frau, die früh  die Wirkungen von Düften, Salben und Aromen kannte und systematisierte.

 

 

Headerbild: Chinh Le Duc auf Unsplash

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