Brief einer frustrierten Verlegerin. Die Krise Teil 3: kreative Lösungen

“Wenn ich mit dem Rücken zur Wand stehe – dann nur um Anlauf zu nehmen!”

Als mir nach Erhalt des Jahresabschlusses 2015 das ganze Ausmaß der Krise plastisch vor Augen stand, hatte ich plötzlich diesen Satz im Ohr. Ich halte nicht viel davon, über den Zustand der Welt und über Dinge zu jammern, die ich nicht ändern kann – etwa die Rabatte, die Großhändler von den Verlagen verlangen.

Aber ich halte viel davon, mit Analyse (ja, das will ich besser lernen – siehe Teil 2) und Originalität Wege zu finden.

Ich bin überzeugt: Es gibt mehr Lösungen als Probleme.

Manche Lösungsansätze sind ganz klassisch. Natürlich nutzen wir klassische Möglichkeiten, um hohe Lagerbestände zu reduzieren: Sonderangebote für Pakete, Partnerschaften usw. Aber es wäre zu langweilig, wenn wir da stehen blieben.

Wir denken intensiv über die für uns existentielle Frage nach: Wie können wir als Verlag direkter an die Kundinnen und Kunden liefern – oder mit Partnerinnen und Partnern arbeiten, bei denen Anteile fair verteilt sind?

Wenn man Lösungen entwickelt, darf und muss man  erst einmal wild und unbegrenzt kreativ denken. Könnten wir unsere Bücher mit Carsharing ausliefern? Oder mit Drohnen? Für die Drohnen fehlt noch das Kapital. Schade.

Aber wie wäre es mit einem Abo für alle Neuerscheinungen des nächsten Jahres? Unsere geniale Druckerei Müller macht mit: “Wir brauchen nur die Liste der Abonnenten. Dann schicken wir ihnen die Titel direkt nach Druck zu.” Das spart Kosten und ist umweltfreundlicher, als Bücher auf x Zwischenstationen auszuliefern. Ein Abo ist nicht ganz so cool wie Drohnen, aber fast. Dutzende unserer Kunden haben das neue Abo bestellt – für uns ein Zeichen des Vertrauens: “Ihr werdet gute neue Titel machen! Wir bestellen die schon mal vorab!

Quer denken. Wer sagt denn, dass man als Verlag nur Papier oder E-Books produzieren darf? Wir wollen Menschen dabei unterstützen, ihr Leben stärker, ihre Beziehungen entspannter und ihren Glauben fröhlicher zu leben. Das ist unser Credo. Ob wir dazu Papier bedrucken – das wir natürlich lieben – oder E-Books, Webinare oder Online-Kurse anbieten, ist fast egal. Uns geht es darum, Menschen zu stärken. Fast egal wie.

Bei einem unserer Titel Swing. Dein Leben in Balance erhielten wir von etwa 10 % der Leserinnen und Leser Feedback, die uns per E-Mail oder sogar mit klassischer Post schrieben, wie hilfreich sie das Buch fanden. Das ist phänomenal. Das hat uns auf den Gedanken gebracht, darauf aufbauend ein Vertiefungsbuch und ein Online-Jahrestraining für Das gute Leben zu entwickeln. Mir war klar: Als kreativer Mensch übersehe ich bei der Entwicklung sicher einige Details. Doch die Balance von Originalität und Analyse ist das A und O für die Entwicklung und Umsetzung einer guten Idee. Das habe ich mittlerweile gelernt.

Deshalb habe ich die Leserinnen und Leser unseres Verlags-Newsletters gebeten, mir alle Fragen zu stellen, die ihnen einfallen. Ich erhielt von Dutzenden von Kunden Hunderte von Fragen: “Was würde es einem 99-Jährigen nützen, wenn er an dem Kurs teilnimmt?” Wow. Was für eine Frage. “Warum ist der Kurs so billig?” Wow. Den angesetzten Preis nehmen Menschen als zu billig wahr. Bis hin zu: “Beantwortet der Kurs auch die Frage, was zu einem guten Leben gehört? Meine Mutter liegt im Sterben und sie denkt, dass sie kein gutes Leben gelebt hat.” Nicht wow. Sondern zum Weinen. Und Motivation, tiefe Antworten zu suchen und zu geben.

Fragen kann man, indem man Fragen stellt oder Testballons auswirft und Menschen beteiligt. Für das Buch Das gute Leben plane ich erstmals eine Crowdfunding Kampagne. Ich will das Buchkonzept vorstellen. Und Menschen die Möglichkeit geben, ganz direkt und verbindlich zu sagen: Das will ich haben. Und sie dazu einladen, die eigenen Ideen und Verbesserungsvorschläge einzubringen. Wenn es klappt, gibt es das Buch. Wenn nicht, wahrscheinlich nicht.

Die Zwischenhändler, die so hohe Rabatte wollen, kann man nur umgehen, wenn man Bücher und Projekte nicht nur für die Menschen, sondern auch mit ihnen macht.

Das wollen wir wagen.

Ich freue mich auf die nächsten Monate.

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2 Kommentare

  1. Liebe Kerstin,

    du bist eine wunderbare Frau – Du lebst was Du lehrst.

    Gerne würde ich auch so ein Jahresabo für die Neuerscheinungen bestellen.

    Meine Adresse:

    Carola Klitzke
    Bergstr. 16
    78737 Fluorn – Winzeln
    Tel. 07402 – 1514

    Wir könnten uns vorstellen evt. als Weohnachtsgeschenk von einer Rechtsanwaltsanzlei so kleine Büchlein im Wert von ca 5,00 € zu verschenken

    Da unsere Mandanten nicht alle Christen und nicht alle gläubig sind sollte es etwas Neutrales sein.

    Hast Du da eine Idee ?

    Danke für Deine Mühe und weiterhin viel Kraft und Gottes Segen – Du schaffst es !

    Liebe grüße aus dem Schwarzwald

    Carola Klitzke

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