Kerstin Hack: In der Ruhe Kraft tanken
Der Sommer neigt sich bald dem Ende zu, die erholsame Urlaubszeit ist vorbei. Doch auch im Alltag kann man sich Oasen der Ruhe und Erholung schaffen. Momente der Stille und Besinnung helfen uns, wieder Fokus zu gewinnen und Kraft zu tanken.
Sich auf die Spur kommen
Stille Momente helfen, der eigenen Seele auf die Spur zu kommen. Wenn man zur Ruhe findet, spürt man, was einen bewegt. Deshalb meiden manche Menschen die Stille. Sie halten sich – oft unbewusst – ständig beschäftigt, weil sie fürchten, dass sonst nicht zu bewältigende Gefühle an die Oberfläche treten. Diese Gefahr droht jedoch nur, wenn man lange vieles verdrängt hat. Wer sich regelmäßig Zeiten der Stille gönnt, kann inneren Müll zeitnah entsorgen. Und sich, wo nötig, Trost und Hilfe suchen. Für viele Menschen gehört deshalb auch das Gebet zu Zeiten der Stille – das Bitten um Hilfe und das innere Hören auf inspirierende Impulse.
Und man erholt sich in der Stille. Nach einer stressigen Zeit einfach nur einen Tag trödeln. Hier und da etwas Kramen, Schlafen, Teetrinken füllt die Tanks wieder auf. Am besten für die Lebensenergie ist es, wenn man solche Ruhe-Zeiten regelmäßig einplant. Ich mag das Konzept des Sabbats: »Am siebten Tage sollst du ruhen.« Nicht als Zwang, sondern als Möglichkeit. Man kann lesen, sich ausruhen, spazieren gehen und Kaffee trinken. Und es genießen, nichts tun zu müssen. Der Computer bleibt aus, die Arbeit bleibt liegen. Die Seele baumelt. Die Gedanken im Kopf und auch der Körper finden zur Ruhe. Es ist eine Zeit der Freiheit. Gerade die Adventssonntage können helfen, aus dem Gerenne auszusteigen und sie bewusst zu leben.
Ruhemuster
Jeder Mensch hat andere Ruhemuster. Der eine kann runterfahren, indem er aktiv ist, Sport treibt und sich auspowert. Für einen anderen ist die vollständige Passivität der richtige Weg, um zur Ruhe zu finden. Wieder andere brauchen entspannte Begegnung mit anderen Menschen, um Stress abzubauen. Und dann gibt es noch die Menschen, die Kraft schöpfen, indem sie sich intensiv auf etwas anderes konzentrieren – sei es die Modelleisenbahn, die Briefmarkensammlung oder ein Puzzle. Was für den einen wohltuend ist, kann für einen anderen Menschen sehr stressig sein. Deshalb gibt es keine Pauschallösungen, wie man am besten zur Ruhe findet. Es ist hilfreich, für sich selbst zu entdecken, was das ist.
»Am siebten Tage ruhte Gott« – das war keine schlechte Idee. Und es tut uns gut, wenn wir es ihm nachmachen.
Frage dich: Was hilft dir, zur Ruhe zu finden? Wann und wie kannst du kürzere und längere stille Zeiten in dein Leben einbauen?
Tipp: Habe Schreibzeug griffbereit, wenn du zur Ruhe kommen willst. So kannst du Gedanken notieren und hast Kopf und Herz wieder frei.
Werde aktiv: Gönne dir jetzt einige Momente der Ruhe.
Der Text ist eine bearbeiteter Auszug aus dem Buch “Leben – schlicht + ergreifend” von Kerstin Hack.
Buchempfehlungne zum Thema:
Kerstin Hack und Birgit Schilling: Stille finden. Aus der Ruhe leben lernen. Quadro, 5,00€. Down to Earth.
Kerstin Hack: Stille – Impulse, im Alltag zur Ruhe zu finden. Impulsheft, 2,50€. Down to Earth.