|

7 Wochen ohne Multitasking: Der Körper

2015-01-08 13.45.06Teil 4 der Serie

Multitasking fängt im Körper an. Es sind die Augen, die etwas sehen z. B. eine Tasse, die herumsteht. Und dann eine Handlung ausführen z. B. sie zur Spülmaschine tragen. Was ja eigentlich ganz wunderbar ist. Viele Eltern von Teenagerkinder wünschten sich, ihre Kids würden über diese Fähigkeit, Dinge wegzuräumen, verfügen.

Schwierig wird es nur, wenn man – bevor man die Tasse gesehen hat, eigentlich an einem wichtigen Projekt arbeitete. Und nach dem Wegräumen der Tasse das nächste Ding sieht, das man ja auch in Angriff nehmen könnte. Die Blumen, die gegossen werden müssen, das Buch, das in den Schrank gehört oder der Zeitungsartikel, der zum Lesen verleitet. Ich nenne das “Wegtrudeln”. Ohne, dass ich es wollte, bin ich von meiner eigentlichen Aufgabe weggetrudelt und habe schnell mal eine halbe Stunde Zeit mit anderen Dingen verbracht.

Was hilft gegen Ablenkung und sich zum Wegtrudeln verleiten zu lassen.

Am Computer Ablenkungen minimieren 

Es passiert so schnell: Man recherchiert etwas, und landet auf einer interessanten Seite, da gibt es einen Link zu einem Artikel, der eigentlich nichts mit dem Thema zu tun hat, aber auch spannend wirkt… und schon ist wertvolle Zeit damit verbracht, Dinge zu lesen oder Videos anzusehen, die eigentlich nichts mit dem Thema zu tun haben, an dem man arbeitet.

Wenn die Reiter von Internetseiten offen sind, verleitet das auch zur Ablenkung: Schnell noch mal auf die Lieblingsseite gehen: Egal ob es Facebook, Aktienkurse, Emails oder was auch immer ist. Jedes “schnell mal” kostet Zeit und verschluckt mentale Energie.

Ich merke, dass es mir hilft, Fenster sofort nach der eigentlichen Aufgabe für die ich sie geöffnet habe, wieder zu schließen. Oder wenn ich ein neues Fenster öffne, das direkt aus dem vorherigen zu tun, statt in einem neuen Tab.

Bei meinem relativ alten Computer erhält das auch die Geschwindigkeit des Systems. Was widerum Multitasking reduziert. Denn nichts verleitet mich so sehr zum Multitasking wie Warten müssen.

Längere Texte, bei denen ich nicht recherchieren muss, schreibe ich seit Beginn dieses Experimentes immer mit ausgeschaltetem Internet. Und merke wie gut mir das tut!

Tipp Nr. 1.: Am Computer – Zahl der offenen Fenster reduzieren,

Beim Umgang mit Gegenständen Ablenkung und “Wegtrudeln” verhindern

Ich erlaube mir, wenn ich in einer anderen Arbeit stecke, eine oder zwei “Wegrudler” – es kann sein, dass der Körper durch den Blick auf die Tasse das Bedürfnis nach Bewegung oder Abwechslung signalisiert. Dem kurz mal nachzugeben ist ok. Und vielleicht sieht man in der Spüle eine zweite Tasse und räumt die auch noch weg. Dann Stop! Nicht noch die Spülmaschine ausräumen, die Zeitung lesen, die Fenster putzen, die Briefpost öffnen… Einer Ablenkung nachgeben. Maximal zwei. Mir hilft das.

Tipp Nr. 2: Klare Regel erstellen, wie viele Dinge weggeräumt oder angepackt werden dürfen, wenn man in einer anderen Arbeit steckt.

Körperwahrnehmung einüben

Manchmal – vielleicht sogar häufig – ist Multitasking ein Zeichen dafür, dass der Körper etwas anderes braucht. Es kann sein, dass der Rücken beginnt, weh zu tun, die Muskeln sich verspannen, die Augen müde werden. Man nimmt diese Körpersignale aber oft gar nicht bewusst wahr. Aber macht unbewusst etwas dagegen z. B. sich ablenken oder anregen zu lassen.

So wie ich jetzt gerade. Ich bin – geschwächt durch eine Grippe – müde und habe leichte Kopfschmerzen. Dummerweise habe ich nicht alle Fenster am Computer zugemacht…und gerade eben habe ich mich dabei erwischt, zu einer offenen Seite wegspringen zu wollen.

Besser für die Energie wären jetzt ein paar Kniebeugen am offenen Fenster, ein 5 Minuten Power-Nap oder eine Fruchtschorle, die dem Körper Vitamin C zuführt.

Es gibt – aus meiner Sicht – zwei große Bedürfnisse, die wir uns durch Ablenkungen erfüllen:

– Entlastung. Wir sind müde und schlapp. Und sehnen uns nach neuer Energie.

– Anregung: Unser Gehirn ist gelangweilt und sucht nach etwas Aufregendem. Das ist bei Menschen, die Multitasking lange und viel praktiziert haben, eine regelrechte Sucht, die Entziehung braucht.

Was tun:

Tipp Nr. 3: Regelmässig überprüfen, wie es dem Körper gerade geht. Wenn möglich, passende Gegenmassnahmen ergreifen z. B.

Bei Müdigkeit und Stress und dem Wunsch nach Entlastung

  • Ein Spaziergang um den Block oder zur Toilette (mit etwas frischem Wasser im Gesicht) oder
  • Bewegung: Ein paar Kniebeugen oder Liegestütze oder Dehnübungen.
  • Eine Minute am Fenster – den Blick in die Ferne schweifen lassen
  • Augen entspannen durch sanften Druck mit zwei Fingern oder einer liegenden 8, die man mit den Augen abfährt.
  • Ein Power-Nap- notfalls auch mit dem Kopf auf dem Schreibtisch

Bei Langeweile und Sehnsucht nach Anregung

  • Spannendes entdecken: Überlegen: Was an meiner jetzigen Aufgabe fasziniert mich?
  • Kurzes Gespräch führen mit einem Menschen – oder auch ein Gebet.
  • Sehen: Den Blick auf etwas Schönes lenken und es bewusst aufnehmen. Das können sogar die eigenen Hände sein.
  • Ablenkung nachgeben: Tatsächlich einige Minuten bewusst Ablenkung und Anregung genießen: egal ob Nachrichten aus Politik oder dem Freundeskreis.

Ich für meine Person werde das mit dem Power-Nap jetzt machen…

Buchtipps:

q-30_fit-in-minutenGert und Marlen von Kunhart: Fit in Minuten. Leichtes Training für zwischendurch

FItness wünschen sich viele Menschen. Doch in unserem voll gepackten Tagesablauf, scheint oft kein Spielraum für ein zusätzliches Fitness-Training zu sein. Dabei können schon kurze, alltagstaugliche Übungen und Gewohnheiten dazu beitragen, dass wir gesünder und fitter sind.

In diesem Quadro zeigen die Präventologen Marlen und Gert von Kunhardt, wie ein fittes Leben ohne großen Mehraufwand gelingt. Ihr Training ist altersunabhängig, hochwirksam und einfach. Die Anregungen können immer und überall, zu jeder Tageszeit, an jedem Ort und in jeder Kleidung umgesetzt werden.

i-82_achtsamkeit_1Kerstin Hack: Achtstamkeit. Impulse im Hier und Jetzt zu sein

Um unseren Körper Gutes tun zu können, ist es nötig, ihn zu spüren. Achstamkeit mit sich selbst schützt erwiesenermaßen vor Stress und Burnout. Die Kunst der Achtsamkeit kann man lernen.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie: 7 Wochen ohne Multitasking

Teil 1: Ein Experiment

Teil 2: Spurensuche. Was verleitet uns zum Multitasking

Teil 3: Der 18 Minuten Fokus. Planung und Zwischenchecks

Teil 4: Der Körper. Die Rolle, die der Körper bei Ablenkung spielt

 

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar