Unsere Autoren kennenlernen: Nicole Schenderlein

Nicole, was machst du gerade?

Jonglieren. Ball eins ist gerade in der Luft – die Gründung eines eigenen Vereins für EDENerdig, unsere Initiative für Inklusion. Ball zwei ist gerade gelandet – ich arbeite noch an letzten Kleinigkeiten meiner Biografie, die im Herbst erscheint. Ball drei ist kurz vor dem Absprung: Gleichzeitig bereite ich das zweite Kapitel für ein nächstes Manuskript vor.

 

Was war dein Buch des letzten Jahres? Und wieso?

Da ich Bücher lese, wie andere Leute (unter anderem ich) Schokolade essen, gab es letztes Jahr einige, die mich bewegt haben. Eines der Gehaltvollsten war sicherlich Nadia Bolz-Webers: “Ich finde Gott in den Dingen, die mich wütend machen”: Pastorin der Ausgestoßenen.”
Weil sie mir aus der Seele spricht. Ihr sind Liebe, Freiheit und Gnade wichtiger als Moral. Sie hinterfragt die gängigen verkrusteten Regeln und sich selbst. Das ist auch mein Thema: Gottes Liebe für die Vielfalt.

 

Was inspiriert dich?

Gottes Schöpfung. Menschen, die mich herausfordern. Erste Male. Je älter man wird, desto seltener werden erste Erlebnisse. Sie bringen mich zum Staunen, Nachsinnen, zu neuen Überlegungen, neuen Taten.

 

Wer darf in dein Leben sprechen?

Nur Menschen, die mich gut kennen. Die sich wirklich für mich interessieren und mich sehen. Denn nur dann können sie meine Situation einschätzen und mich kritisieren, bremsen oder motivieren. Und Gott. Der kennt mich am besten.

 

Wann fühlst du dich wie ein Fisch im Wasser?

Wenn ich mir um Geld keine Sorgen zu machen brauche und ich den Impulsen nachgehen kann, die Gott mir aufs Herz legt: Menschen begleiten, über Inklusion aufklären, mich für Nächstenliebe stark machen, schreiben, fotografieren, tanzen, singen, lachen, einfach sein.

 

Was hat dich im Leben am meisten Mut gekostet? Was hat dir den Mut gegeben?

Als Familie auf Spendenbasis zu arbeiten. Das kostet mich bald zehn Jahre lang jeden Tag Mut und nicht selten möchte ich hinschmeißen. Doch dann wird mir durch Ratsuchende, die kein Geld für eine professionelle Beratung haben, oder Menschen, die am Rand stehen und für die sich kaum jemand einsetzt, immer wieder neu bewusst, dass wir eine soziale Lücke schließen, die wichtig ist. Für diesen einen Menschen. Jesus ist auch entgegen der gesellschaftlichen Konventionen zu Menschen gegangen, die andere übersehen oder ächten. Also machen wir weiter. Noch ein bisschen.

 

Welche Frage würdest du Gott stellen wollen?

Ich stelle ihm meine Fragen immer sofort, deshalb erübrigt sich der Konjunktiv. Zuletzt habe ich ihn gefragt, ob das mit der Vereinsgründung eher eine schlaue oder eine dumme Idee ist.

 

Was wolltest du als Kind werden, wenn du mal groß bist?

Tierärztin. Weil ich Tiere mag. Grundschullehrerin. Weil ich Kinder mag. Floristin. Weil ich Blumen mag. Buchhändlerin oder Bibliothekarin. Weil ich Bücher mag. Der Beruf reizt mich heute noch.

 

Was bedeuten dir Bücher?

Neben Schokolade sind Bücher mein hauptsächliches Suchtproblem. Vor zwei Wochen habe ich mir endlich einen Büchereiausweis besorgt, um unser Wohnzimmer zu entlasten, das unter der Bücherwand zu ersticken droht, in der die Bücher in drei Reihen hintereinander stehen. Eigentlich gibt es keinen Raum in unserem Haus ohne Bücher. Sogar im Bad steht Lektüre für unsere Dreijährige: „Welcher Po passt auf welches Klo.“

 

Wie lernst du am liebsten?

Lernen ist auch so ein Suchtthema. „Biste alt wie ´ne Kuh, lernste immer noch dazu“, hat meine Oma Ilse oft gesagt. Sie mochte das Lernen scheinbar genauso wie ich. Aber nur Themen, die mich interessieren, und in meinem Tempo. Ganz nach Ebbe und Flut: Anfangs will ich alles wissen und beackere mehrere Bücher gleichzeitig, dann muss ich es verarbeiten und sacken lassen – mache also gar nichts mehr, bevor es meistens im mäßigeren Tempo weitergeht.

 

Mit welchen 3 Menschen – ob lebend oder tot – würdest du dich gerne mal treffen? Wieso?

Mit meiner Oma Ilse und mit meiner Freundin Caro. Die erste wurde ermordet, die andere ist letztes Jahr nach einem Autounfall gestorben. Ich würde sie gerne fragen, wie das für sie war, auf diese Weise zu sterben, wie es wirklich im Himmel ist und ob meine Oma meinen Opa getroffen hat.

Und ich würde mich selbst gerne treffen, als ich ein Teenager war. Mir sagen, dass Pläne wenig bringen, aber Ziele. Dass es sich lohnt, Ängste zu überwinden und zu leben. Dass Moral für den Arsch ist, zumindest wenn Liebe nicht Maß der Dinge ist. Dass Menschen gehen und kommen, aber Gott immer bleibt.

 

Lebst du deinen Traum? Inwiefern?

Nicht alle Träume lassen sich leben. Mein Mann ist querschnittsgelähmt und das bleibt auch so. Außer es gibt noch bahnbrechende Entwicklungen in der Zukunft. Doch selbst dann ist es mir wichtig, nicht jedem Traum nachzujagen, sondern das Hier und Jetzt zu genießen.

Das heißt nicht, dass ich keine Träume habe: Von einem neuen Dach für unser Haus, damit es bei Sturm nicht mehr in die Beratungsstelle und ins Kinderzimmer tropft. Von einem barrierefreien Garten, in dem mein Mann mit meiner Tochter ohne Hindernisse spielen kann. Von einem Motorrad für meinen Mann, damit er nach zwanzig Jahren ohne Krad unterm Hintern wieder unter die Biker kann. Von einem rolligerechten Wohnmobil, damit wir spontan verreisen und Menschen von weiter weg, die in Häusern mit Stufen wohnen, besser besuchen können.

Doch auch wenn das alles nicht wahr wird, lebe ich andere Träume: Ich darf Menschen aus Lebenskrisen begleiten, auch wenn sie kein Geld haben, um meine Arbeit zu bezahlen, weil andere das für sie und mich tun. Ich darf meine Kreativität einsetzen, um über Inklusion und Gottes Vielfalt aufzuklären. Ich darf in einem eigenen, wenn auch baufälligen Haus in der Nähe des Meeres wohnen und dabei zusehen, wie unser Kind inmitten von alten Bäumen und Brennnesseln groß wird. Es gibt Menschen in meinem Leben, die ich trotz all ihrer Macken liebe und die mich lieben, obwohl sie mich kennen. Durch Jesus bin ich frei und ich habe immer, egal, was passiert, einen liebenden Gott an meiner Seite. Ist doch ein Traum, oder?

 

Du hast einen Hochzeitsplaner geschrieben. Wie kam es dazu?

Ja zu einem geliebten Menschen zu sagen, ist so ein herrlicher Augenblick. Oft geht er mit zu vielen Planungen einher und droht unter dem Chaos der Anforderungen zu ersticken. Um der Liebe den Stress zu nehmen, habe ich vor einigen Jahren diesen kleiner Hochzeitsplaner geschrieben. Denn als jemand, der Liebe in den Fokus rückt, liebe ich Hochzeiten. Ich habe selbst sehr gerne geheiratet. Würde ich auch immer wieder tun.

Mehr über Nicole kann man auf folgenden Websites erfahren:  www.edenerdig.de, www.kleiner-leuchtturm.de

 

Nicole Schenderlein hat bei Down to Earth das folgende Quadro verfasst:

Hochzeitsplaner_Presse

 

Nicole Schenderlein: Hochzeitsplaner. Alles Wichtige für den großen Tag.
Quadro, 5,00 Euro, direkt erhältlich im Down to Earth-Shop

 

 

 

 

 

 

 

 

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