Krisenfest werden … 

Im August war ich im Urlaub. Ich war drei Wochen in Estland wandern und wollte nach der intensiven Phase, in der wir das Dach gebaut, erstmal eine Pause vom Bauen und auch von den Ausgaben haben. Und dann im September entspannt weiterbauen. Also die Arbeiten machen, die man auch im Winter machen kann.

Das war der Plan.

Dann kam es anders. Die Edelweiß liegt nebem meinem Haus- und Seminarboot auf einer etwa 100 m langen und ca. 15 Meter tiefen Wasserfläche, die ich von der Bundesrepublik Deutschland vertreten durch das Wasserschifffahrtsamt, gepachtet habe.

Ich habe 2022 eine sehr hohe Ablösesumme für die Pachtflächen gezahlt. Die Summe war in etwa das, was ich in fünf Jahren (!) verdiene. Also  vermiete einen Teil der Flächen an Hausboote, um die Darlehn, die ich dafür aufgenommen habe, zurückzahlen zu können.

Um zu den Booten zu gelangen, müssen wir über das Grundstück eines Investors gehen, der dort groß und – nach meiner Einschätzung – auch interessant und innovativ bauen will. Doch leider hat er im August – mitten in meinem Urlaub – meinen Mietern untersagt, über das Gelände zu gehen, im September auch mir. Die Begründung: Umfassendes Baugeschehen.

Er hat – nach meinem Kenntnisstand – das Recht, mir die Zuwegung zu verweigern. Das Grundstück ist sein Eigentum. Die Begründung finde ich auch für die Zukunft nachvollziehbar. Wenn in der Zukunft wirklich Gebäude abgerissen werden, ist es echt gefährlich. Keiner will beim Abriss Bauteile auf den Kopf bekommen.

Doch für die Gegenwarte fällt es mir schwer, die Begründung nachzuvollziehen, weil dort derzeit fast nichts passiert. Früher, als dort 400 Firmen angesiedelt waren, war weit mehr Verkehr auf dem Gelände als jetzt.

Weil bereits 4 Tage nach meiner Rückkehr aus dem Urlaub ein Seminarwochenende an Bord stattfand, musste ich erstmal ein Beiboot organisieren. Meine Nachbarin hatte ein Ruderboot mit nicht funktionierender Batterie und nicht funktionierenden Rudern, also habe ich versucht, mit Kajakpaddel zum 1,5 km entfernten Bauhaus zu paddeln. Nach 500 Metern hab ich gemerkt: So wird das nichts. Also bin ich per Anhalter auf dem Wasser hin – und auch wieder zurück gefahren.


Auf dem Hinweg hat mich ein Partyboot abgeschleppt, beim Rückweg hat mich ein netter Mann mitgenommen, dessen Boot Blessing heißt: Segen. Er war im Urlaub, konnte wegen Trockenheit seine geplante Route nicht fahren. Deshalb bot er mir an, am nächsten Tag nach meinem Motor zu sehen. Am Ende hat es zwei Tage gedauert, bis alles lief und er hat nebenbei noch bei mir an Bord Dinge zum Laufen gebracht. Was für ein Segen!

Schwieriger war, dass mein Pelletofen, der mein ganzes Schiff heizt, irreparabel defekt war. Wegen der gesperrten Zuwegung konnte ich den neuen Ofen nicht über Land transportieren. Der Transport mit einer Spezialfirma über Wasser hat 1200 Euro gekostet! Das war bitter. Das Geld hätte ich lieber für den Ausbau der Edelweiß ausgegeben.

Außerdem habe ich im September extrem viel Zeit und Geld für Recherche, Suchen nach Lösungen, Gespräche mit meinen Mietern, Fachberatung usw. investiert. Alles in der Hoffnung, gute Wege – im wahrsten Sinne des Wortes – zu finden. Eine klare Lösung gibt es bisher noch nicht.

Und mitten in dem allen habe ich drei Webinare gehalten: Krisenfest werden.

Ich habe heute gedacht: Das Leben zwingt mich gerade zu praktizieren, was ich predige: Krisenfestigkeit zu entwickeln. Wenn dich das Thema interessiert, könnt ihr die Aufzeichnungen von Krisenfest werden gern online buchen.

Ich glaube das nächste Webinar mache ich lieber über ein Thema wie Einfach vom Leben beschenkt werden…

Was als nächstes kommt:

  • Dach winterfest machen. Wegen der aktuellen Situation habe ich es nicht mehr geschafft, das Dach zu spachteln, abzuschleifen und ein zweites Mal zu streichen. Jetzt ist es zu kalt und feucht dafür. Ich werde den Winter über Planen anbringen. Allein die Planen kosten 400 Euro. Wenn ihr mich dafür oder bei den Kosten für die Rechtsberatung unterstützen wollt, freu ich mich sehr.
  • Ich werde weiter Entrosten und streichen. Wenn ihr mir für einen Tag oder ein paar Tage helfen wollt – herzlich willkommen. Ich hole euch auch mit dem Wassertaxi ab.
  • Isolierung finanzieren. Für November plane ich ein Weihnachts-Crowdfunding für die Isolierung des Schiffes. Hier geht es zur Kampagnenseite.

Die Phase jetzt ist gerade tatsächlich nicht leicht. Aber ich erinnere mich an die Schwierigkeiten bei meinem ersten Schiff, für die es am Ende immer eine gute Lösung gab. Wenn ihr wollt, könnt ihr das in meinem Buch Leinen los. Wie ich mitten in Berlin ein Hausboot baute, um meinen Traum zu leben nachlesen. Sogar mit persönlicher Widmung von mir.

Von daher gehe ich – trotz allem hoffnungsvoll – weiter. Danke, dass ihr mitgeht.

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