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Herausfinden, wozu ich gemacht bin

Was ist Treue?

Treue ist, aus dem, was mir anvertraut wurde, etwas zu machen. Es ist keine Treue, wenn ich nur das halte, was ich habe.

In der biblischen Schöpfungsgeschichte gibt es einen Auftrag zur Fruchtbarkeit und zum Vermehren. Dass alles „Frucht nach seiner Art“ bringen soll. Neue Pflanzen entstehen und vermehren sich. Gott hat Multiplikation und Fruchtbarkeit in das Wesen der Natur und der Menschen gelegt. Jeder Mensch fragt sich: „Kommt aus meinem Leben etwas Gutes hervor?“ Jeder will und jeder soll nach Gottes Plan Frucht hervorbringen. Das sieht für jeden anders aus. Bei mir: Ich bin begeistert, wenn etwas, was ich getan oder geschrieben habe, im Leben einer anderen Person Gutes bewirkt hat. Aber es sind auch die kleinen Gesten, die das Leben eines anderen Menschen bereichern können. Mutter Teresa hat ihren Mitmenschen einmal den Rat gegeben: „Lasst keinen je zu euch kommen, ohne dass er glücklicher wieder geht.“

FRUCHT nach seiner Art. Nicht jeder ist eine Mutter Teresa. Aber das ist auch ganz gut so. Wenn mein Computer abstürzt, wünsche ich mir nicht Mutter Teresa herbei, sondern meine Computer-Jungs.

Mein Computer war kürzlich durch einen Angriff aus dem Internet in eine Dauerkrise gestürzt und schaltete sich alle 80 Sekunden von selbst wieder aus. Pausen sind gut, aber in der Häufigkeit fand ich das doch etwas unangenehm. Drei gute Freunde von mir haben mit vereinter Sachkenntnis den Computer wieder zum Laufen gebracht. Das hätten weder Mutter Teresa noch ich geschafft. Gott erwartet nicht, dass wir etwas bewirken, was nicht in unserer Natur liegt. Er erwartet nicht, dass Apfelbäume Kirschen tragen und Eisbären Bananen anpflanzen. Aber er erwartet von jedem, dass er das, was ihm anvertraut wurde, nutzt und das Beste daraus macht.

Ich kann das Leben anderer Menschen auf meine Art und Weise bereichern. Deshalb ist es mein Gebet, dass ich ebenso wie die Pflanzen im Schöpfungsbericht, Frucht „nach meiner Art“ bringen kann, also Ergebnisse, die dem entwachsen, wer ich bin. Ich will keine künstliche Frucht produzieren und etwas hervorbringen, was nicht meinem Wesen entspricht. Ich wünsche mir vielmehr natürliche Frucht, die organisch aus meinem Leben, meiner Persönlichkeit und meiner Beziehung zu Gott wächst. Es ist schön zu wissen, dass ich als „Kerstin-Baum“ das Leben anderer Menschen auf meine Art bereichern kann. Die Art der Frucht entspricht immer der Art des Baumes, in anderen Worten: Das, was andere Menschen von uns haben und genießen können, ist in erster Linie von dem abhängig, was Gott an Talenten und Gaben in uns hineingelegt hat.

Der Schöpfer schuf die Pflanzen in großer Verschiedenheit. Mit der Einzigartigkeit ist der Auftrag verbunden, auf die eigene, spezifische und einmalige Art Frucht zu bringen und sich zu multiplizieren. Diese Ergänzung „nach ihrer Art“ hat für mich etwas ungemein Entspannendes. Teak wurde von Gott als Teak geschaffen und muss nicht die gleichen Eigenschaften aufweisen wie Mahagoni. Bäume kommen zum Glück nicht auf die Idee, etwas anderes sein zu wollen, als das, was sie sind.

Es ist mein Wunsch und mein Traum, dass mein Leben so von Gottes Wesen geprägt ist, dass Menschen, die mir begegnen, auch etwas von Jesus erkennen können. Ich wünsche mir, dass Menschen von mir Ideen, Inspiration und Anregungen empfangen können und in der Lage sind, diesen „Samen“ so in ihr Leben zu integrieren, dass er sich mit dem, was in ihrem Leben schon vorhanden ist, verbindet, in ihnen Wurzeln schlägt und anfängt, sich wieder für andere zu multiplizieren.

Wir Menschen haben aber die Tendenz, uns zu verbiegen und auf das zu schielen, was ein anderer produziert. Statt uns darauf zu konzentrieren, wo unsere Stärken und Begabungen liegen, blicken wir häufig zu dem auf, was andere sind und können. Wir versuchen, sie zu kopieren und scheitern dabei kläglich. Ich kann gut grobe Pläne machen, aber wenn es an die Detailplanung geht, bin ich eher unbegabt.

Neulich habe ich unendlich lange Zeit dafür gebraucht, eine zerrissene Kette wieder aufzufädeln und zu reparieren. Nach dem ersten Tragen ging sie wieder kaputt. Ich war angemessen frustriert. Anderen Menschen fallen solche Fieselarbeiten leicht, aber ich finde so etwas schrecklich und kompliziert. Genau wie Buchführung, Kommaregeln und sonstige Aufgaben, die eine große Liebe zum Detail erfordern. Die einzige Ausnahme ist das Nähen. Ich nähe gerne. Aber selbst bei den Kleidern, die ich für mich nähe, sind die Nähte nie so gerade, wie Handarbeitslehrerinnen sie sich wünschen würden, sondern ziehen sich eher in leichten Wellenbewegungen am Saum entlang. Aber das stört mich nicht weiter, solange 99 % des Kleides gut aussehen!

Für einen Chirurgen, der Leben anderer Menschen retten soll, wäre so eine lockere Haltung, wie ich sie beim Nähen an den Tag lege, nicht akzeptabel. Er muss millimetergenau und präzise arbeiten. Aber es ist nicht meine Berufung, Menschen durch Detailarbeit das Leben zu retten, sondern ihnen eine Vision für die Richtung zu vermitteln, in die sie mit ihrem Leben gehen können – und den Mut, ihre Lebensvorstellungen auch konkret umzusetzen.

„Berufung“ ist ein großes, Ehrfurcht einflößendes Wort. Man denkt spontan vielleicht an Luther, Paulus, Gandhi und andere Menschen mit einer herausragenden Berufung. Aber jeder Mensch hat mit dem Leben seine eigene Berufung und Beauftragung erhalten. Und eigentlich ist es gar nicht so schwer zu entdecken, wozu man berufen ist.

Zwei einfache Fragen können einem da schon auf die Sprünge helfen:

1. Was kann ich gut?

Weder die Natur noch ihr Schöpfer erwartet von den Geschöpfen, dass sie Dinge tun, die außerhalb ihrer Begabungen liegen. Schweine müssen nicht auf Bäume klettern, ihre Umgebung mit Echolot vermessen und zwitschern können. Von Schilfrohr wird nicht erwartet, dass es Vitamin C produziert und von Adlern wird nicht erwartet, dass sie durch einen Fuchsbau kriechen können.

Bei uns Menschen ist es genauso. Wir sind am produktivsten und leben am stressfreisten, wenn wir genau die Begabungen nutzen und weiterentwickeln, für die uns das Talent in die Wiege oder den Familienstammbaum gelegt wurde. Wenn wir Dinge tun, die wir können, sind wir erfolgreicher und froher.

2. Was macht uns glücklich?

Manche Menschen haben eine große Palette von Gaben und Fähigkeiten, aber der Einsatz dieser Gaben ist mit einem unterschiedlichen Maß an Glücksgefühl verbunden. Manche Menschen fragen sich vielleicht, ob „Glücklich-Sein“ als Maßstab für Berufung nicht etwas egoistisch ist? Ich denke nein.

Glück ist nur ein anderer Ausdruck dafür, dass wir so leben, wie Gott uns geschaffen hat.

Ein Nussbaum ist „glücklich“, wenn er Nüsse produzieren kann. Delphine sind glücklich, wenn sie im Wasser tollen, aber auch, wenn sie Menschen helfen können. Ich bin dann am glücklichsten, wenn ich Menschen Vision vermitteln kann. Mutter Teresa war als Lehrerin unglücklich und unzufrieden. Als „Engel der Armen“ jedoch fand sie ein Glück, das nur wenige Menschen teilen können. Wenn wir unserem Wesen gemäß leben, sind wir glücklich und in der Regel haben andere Menschen auch etwas davon.

Es ist ein interessantes Phänomen, dass die meisten unserer Gaben und Talente sich erst dann entfalten, wenn wir sie zum Nutzen anderer Menschen einsetzen.

Ein Künstler malt nicht in erster Linie für sich selbst, sondern um andere Menschen mit seiner Kunst zu inspirieren. Ein guter Ratgeber hilft anderen, ein Musiker erfreut mit seiner Musik die Zuhörer. Ein Arzt heilt nicht sich selbst, sondern den Patienten.

Menschen wie Natur funktionieren nur im symbiotischen Miteinander. Dort, wo der eine gibt, nimmt der andere und gibt selbst wiederum etwas weiter.

Die Tiere, die die Früchte eines Baumes essen, tragen den Samen der Bäume an Orte weiter, wo der Same allein nicht hinkommen kann, weil er keine Füße hat. Und die Menschen, die ihre Gaben zum Wohl anderer einsetzen, blühen nicht nur selbst auf, sondern bringen nach dem Aufblühen auch Früchte hervor, die anderen Menschen dienen.

Überlege Dir:

Was kann ich besonders gut?

Für welche Tätigkeiten erhalte ich die meisten Komplimente?

Bei welchen Tätigkeiten bin ich am glücklichsten?

Wie kann ich die Dinge, die ich gut kann, weiter ausbauen, um anderen Menschen mehr zu nutzen?

Neben den natürlichen Talenten und Fähigkeiten gibt es auch noch das, was die Bibel Frucht nennt. Man könnte sagen: Frucht ist das, was kommt, wenn ein Charakter von Gottes Geist geprägt wird. Dann kommt Gutes dabei heraus. Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung. (Galater 5, 22).

Je nach Temperament hat die Frucht eine unterschiedliche Färbung und Geschmacksrichtung: Freundlichkeit und Güte zum Beispiel sieht bei einem temperamentvollen Zeitgenossen sicher anders aus, als bei einem eher phlegmatischen Menschen. Und das ist auch gut so. Jeder kann und darf das Leben, das Gott in uns hineingelegt hat, auf die Art und Weise zum Ausdruck bringen, die ihm oder ihr entspricht. Da gibt es kein „Schema F“, sondern nur den Auftrag, zu sein, was man ist, und Frucht nach der eigenen Art zu bringen.

Wachsende Einflussnahme

Wir wollen aber nicht nur irgendwie dahinleben, sondern sehen, wie sich das, was Gott uns gegeben hat, weiter entfalten kann. Ein wichtiger Aspekt von Frucht ist Einfluss. Viele Menschen sehnen sich danach, auch positiven Einfluss auf das Leben anderer Menschen nehmen zu können. Aber das passiert nicht von selbst.

Planen ist ein wichtiger Schritt dabei, das Leben selbst zu bestimmen. Menschen, die nicht planen, was sie wann und wie tun möchten, werden immer über 1000 Dinge stolpern, die ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aber sie kommen nie dazu, die Dinge zu tun, die ihnen wirklich wichtig sind.

Ich bin selbstständig und ich kann immer denken und hoffen, dass es meinem Verlag besser geht. Aber so was passiert nicht von selbst. Wenn ich jedoch plane, was ich tun kann, damit der Verlag bekannter wird, wie ich die Bücher unseres Verlages besser und ansprechender gestalten kann, kommen Prozesse in Gang, die zu effektiven Handlungsschritten führen können. Solche konkreten Überlegungen bringen mich meinem Ziel näher. Das allgemeine Rumgrübeln hilft gar nicht.

Das geht auch mit Beziehungen. Ich schreibe mir fast jeden Tag auf, welchen Menschen ich eine Freude machen will. Das kann eine Postkarte sein, ein Anruf, eine E-Mail.

Eine Lebensweisheit der chinesischen Bauern lautet: „Stell dich auf dein Feld, strecke deine Arme weit aus, dreh dich im Kreis und segne alles, was du durch deine Finger sehen kannst!“

Gott hat jedem Menschen ein unterschiedliches Ackerstück zur Bebauung anvertraut. Die Aufgaben, die er uns gibt, sind häufig nicht so visuell erkennbar wie die Felder eines chinesischen Bauern. Aber trotzdem tut es gut, die Dinge zu betrachten, für die man verantwortlich ist. Das können die Menschen der Familie sein, die beruflichen Verantwortungsfelder und so weiter. Und dann Gott ganz konkret um Segen dafür zu bitten, aber auch ganz konkret zu überlegen:

WO WILL ICH WACHSEN, WO WILL ICH FRUCHT BRINGEN?

Es kann hilfreich sein, Sachen aufzuschreiben. Sich Ziele aufzumalen, ebenso, wenn man etwas geschafft hat.

Fragen zum Weiterdenken

Wo habe ich am häufigsten das Gefühl, nur geschafft zu sein, ohne etwas geschaffen zu haben? Was kann ich an dieser Situation ändern?

In welche Beziehungen möchte ich besonders investieren?

Was möchte ich konkret in mein Leben einbauen, um mich selbst daran zu erinnern, dass ich Frucht bringen will?

 

Wenn du dich mehr mit dem Thema beschäftigen willst, empfehle ich dir folgende Bücher:

Begabt und berufen. Entdecke, wer du bist, und finde deinen Platz. Kerstin Hack, Quadro, 5 Euro.

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Natürlich wachsen. Impulse, Reife zu entwickeln. Kerstin Hack, Impulsheft, 2,80 Euro.

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Headerfoto: Clem Onojeghuo auf Unsplash
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