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Wie bewusst lebst du? 4 x Achtsamkeit im Alltag

Jan von Wille, Theologe, Künstler und Berater hat vor Jahren die bereichernde Kraft des bewussten Lebens entdeckt. Und erlebt, wie Achtsamkeit und Bewusstheit seinen Alltag, seine Beziehungen und seine Spiritualität bereichern. Hier ein Einblick von ihm.

 

  1. In der Gegenwart leben – eine wichtige Grundhaltung der Achtsamkeit

Die grundlegendste Definition von Achtsamkeit ist: voll und ganz im Jetzt sein. Den gegenwärtigen Moment erleben und im Idealfall genießen. Sonst nichts. Das klingt ganz banal – und ist es auch. Beobachte dich für einen Moment und werde dir bewusst, was in dir und um dich herum vor sich geht.

  • Wie fühlst du dich?
  • Was spürst du in deinem Körper?
  • Was denkst du gerade?
  • Was nimmst du äußerlich wahr?

So einfach das klingt, so schwer ist die Umsetzung für viele Menschen. Das liegt daran, dass die meisten auf den »Multitasking- Autopiloten« geschaltet haben. Dieser Automatismus lenkt uns zielgenau in die entgegengesetzte Richtung: weg vom bewussten Beobachten einer Sache dazu, an alles gleichzeitig zu denken. Und somit innerlich schon bei der nächsten Aufgabe zu sein und immer schneller immer mehr zu tun. Wie Schlafwandler in unserem eigenen Leben bekommen wir so nur halb mit, was um uns herum vor sich geht.

Durch Achtsamkeit kann man lernen, dass man Tätigkeiten ganz bewusst tut. Zum Beispiel beim Joggen nicht schon an seine To-do-Liste im Büro denkt oder an den Artikel, der noch nicht fertig ist. Sondern beim Laufen jetzt den weichen Waldboden unter den Füßen zu spüren, die frische harzige Luft zu atmen und das Grün der Bäume zu sehen.

 

Jetzt du: In welchen Situationen erlebst du es besonders stark, etwas zu tun und zugleich an etwas anderes zu denken?

 

  1. Bewusstheit im Alltag: bewusst Atmen

Das vegetative Nervensystem steuert die lebenswichtigen Funktionen des Körpers wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Stoffwechsel. Wenn man unter Stress steht, reagiert das Nervensystem mit dem sogenannten Kampf-oder-Flucht-Reflex: Der Puls erhöht sich, die Muskeln spannen sich an, man atmet flach und schnell. Diese Reaktionen des Nervensystems laufen automatisch ab. Sie sind einem zunächst nicht bewusst und unterliegen nicht dem Willen. Viele körperliche und seelische Erkrankungen heutzutage sind eine Folge der chronischen Überlastung der Nerven.

Hier kann bewusste Atmung gegensteuern. Denn wenn man lernt, seinen Atem wahrzunehmen und dadurch gezielt einzusetzen, kann man seinen eigenen Nervenhaushalt regulieren. So wie das Nervensystem den Atem beeinflusst, so kann umgekehrt ein gleichmäßiger und tiefer Atem dem Gehirn signalisieren: Gefahr gebannt.

Wenn du deinen Atem beobachtest, lenkt dich das von Gedanken der Angst, Sorge oder des Ärgers ab: Denn du kannst nicht gleichzeitig denken und den Atem bewusst wahrnehmen. Wenn du auf deinen Atem achtest, bleibst du außerdem ganz im gegenwärtigen Moment: Geist und Körper entspannen sich und signalisieren deinem Nervensystem, dass es loslassen kann. So verbindest du dich mit deiner inneren Kraft und Ruhe.

 

Jetzt du: Versuche gerade jetzt deinen Atem wahrzunehmen. Atmest du stärker im Brustbereich oder im Bauch?

 

  1. Achtsamkeit in Beziehungen: den Menschen annehmen

Innere Veränderung geschieht, wenn jemand zu dem wird, der er ist. Nicht wenn er versucht, jemand zu werden, der er nicht ist. Fakt ist: Nur wer sich ganz angenommen fühlt, kann sich entspannen und sein Potenzial voll ausschöpfen. Einen Menschen – sich selbst oder andere – so anzunehmen, heißt, auf der Beziehungsebene achtsam zu sein. Wer Menschen auf diese Weise wertschätzt, teilt sie weniger in Kategorien wie »gut« und »schlecht«, »brauchbar« und »unbrauchbar « ein. Vielmehr wird das Gegenüber wahrgenommen, akzeptiert und so stehen gelassen, wie es ist. Oder anders formuliert: Wer unvoreingenommen lebt, denkt und handelt, lässt sich ohne Einschränkung und ohne Bedingung auf eine Person ein. Er ist bereit für eine offene und grundsätzlich positive Betrachtung des anderen. In allen seinen charakteristischen Eigenheiten. Was für ein Gewinn ist das in jeder Beziehung!

Wir lernen, die Welt auch mit den Augen eines anderen zu sehen. Und staunen neu über das Wunder »Mensch« – so wie es am ursprünglichsten liebevolle Eltern mit ihren Kindern tun. Dein Verhältnis zu anderen beginnt bei deiner Beziehung zu dir selbst.

 

Jetzt du: Nimmst du dich ganz an? Und dein Gegenüber? Dann wird es dir leichter fallen, negative Gefühle, die andere durch ihr Verhalten in dir auslösen, auf Distanz zu halten.

 

  1. Gottes Gegenwart vertiefen: Gebet

Vor einigen Monaten habe ich mir Nordic Walking-Stöcke gekauft, weil ich mal etwas Neues ausprobieren wollte. Ich habe sogar einen Einführungskurs gemacht, um dieses besondere Gehen richtig zu lernen. Der Kurs war gut, ich habe mein Training ein paar Wochen lang umgesetzt – und es dann wieder beendet. Es ist einfach nicht mein Sport. Zu einem Freund habe ich gesagt: »Es bringt mir nichts.«
Ob mir eine Sache »etwas bringt« oder nicht, ist in manchen Lebensbereichen eine verständliche Frage. Beim Gebet aber ist eine solche Beurteilung unangebracht. Denn Gebet möchte mich, richtig verstanden, schrittweise von meiner Ichbezogenheit befreien. Im Gebet bin ich da – für Gott. Nicht ich und meine Gefühle stehen im Vordergrund, sondern Gottes Gegenwart. Im Wesentlichen geht es um Hingabe und das Wachsen in der Liebe. Wenn ich mein Gebet jedoch danach bewerte, ob es mir persönlich Vorteile bringt, stehe ich selbst im Zentrum. Erlösung bedeutet, dass man von der eigenen Ichbezogenheit befreit wird und sich wieder auf Gott als Mittelpunkt seines Lebens beziehen kann.
Das schweigende Sitzen oder Stehen vor Gott – ohne etwas haben zu wollen – ist eine Grundübung für das achtsame Gebet. Hierfür braucht es nur ein paar Minuten der Stille, in der man sich bewusst macht, dass Gott das Zentrum ist und nicht die eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Auch dabei ist es wichtig, nicht zu denken, sondern wahrzunehmen.

Jetzt du: Schließe jetzt deine Augen und halte für eine Minute die Stille aus. Gelingt dir das gut? Wiederhole diesen Moment ein paarmal am Tag.

 

 

quadro-cover_achtsamkeit-lebenDieser Text ist ein Auszug aus dem Quadro von Jan von Wille: Achtsamkeit leben. Die Kraft der Gegenwart entdecken. Erschienen 2017 und druckfrisch erhältlich im Down to Earth Verlag.

 

In seinem Quadro stelt Jan von Wille die Grundhaltungen von Achtsamkeit vor, zeigt deren praktische Umsetzung im Alltag und beleuchtet die Bereiche Beziehung und Glaube näher – wie sie von einer bewussten Haltung bereichert werden können.

 

 

 

 

Headerfoto: Tyson Dudley

 

 

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