Kerstin Hack: Annahme – bei dem beginnen, was ist

Es gibt ein wunderschönes Zitat von Adolf Köberle: “Zur Liebe gehört, dass sie Menschen da aufsucht, wo sie sind, nicht dort, wo man sie haben möchte.” Ja -denn lieben kann man nur, was ist. Echte Liebe gründet sich in Wahrheit. Sie nimmt wahr, was ist. Und liebt genau das. Nicht das, was war. Nicht das, was vielleicht sein könnte. Sondern das, was ist. Manche Menschen hängen an Traumbildern. Sie hoffen, dass der Traummann, die Traumfrau oder das perfekte Kind in ihr Leben kommt und sie dann bis ans Ende ihrer Tage glücklich und zufrieden sind.

Die Realität sieht anders aus. Man trifft auf Menschen, die unvollkommen sind – so wie man selbst. Die Unvollkommenheit der anderen offenbart die eigenen Empfindsamkeiten. Die sind je nach Person verschieden. Der eine findet Unordnung schrecklich, der andere kann es nicht ertragen, wenn man ihm ins Wort fällt. Doch in allen Fällen gilt: Was einen an Mitmenschen stört, sagt mehr über einen selbst aus als über die anderen. Ich zum Beispiel kann „Korinthenkacker“ nicht leiden, Menschen, die jedes Wort auf die Goldwaage legen und bei denen alle Details stimmen müssen. Warum? Weil es mich stresst, wenn ich auf zu viele Details achten muss. Was mich an ihnen stört, zeigt mehr über mich als über sie.

Was tun? Wenn man wahrnimmt, was einen an anderen stört, kann man sich fragen: Was hat das mit mir zu tun? Auf welches – unerfüllte – Bedürfnis bei mir weist das hin? Wer mit der Unzuverlässigkeit anderer nicht gut umgehen kann, braucht vermutlich Sicherheit. Wer sich am Redefluss von Vielrednern stört, möchte vielleicht selbst gehört werden. Oder in meinem Fall: Ich brauche Hilfe bei Detailarbeit. Die Erkenntnis: „Ah, mich stört das, weil ich … brauche“, kann ein erster Schritt zum entspannten Miteinander sein. Denn es wird klar: Im anderen spiegle ich mich selbst und erkenne meine Bedürfnisse. Die dürfen sein. Sich selbst mit dem annehmen, was einem wichtig ist, entlastet jede Beziehung. Wer sagen kann: „Dies und jenes brauche ich, um mich sicher und wohl zu fühlen“, ist sich ein großes Stück nähergekommen – und dem anderen.

Was auch zur Entspannung beiträgt, ist die Erkenntnis: Ja, ich brauche dieses oder jenes. Doch der andere muss mir das nicht notwendigerweise geben. Vielleicht kann er das auch gar nicht. Nicht er oder sie ist für die Erfüllung meiner Bedürfnisse zuständig. Wenn ich Sicherheit brauche oder gehört werden möchte, kann ich meinen Partner darum bitten oder Freunde oder auch mich selbst: „Was kann ich selbst tun, um das Bedürfnis zu erfüllen?“ Dann kann man auch den anderen leichter annehmen – mit dem, was er einem gerne und gut geben kann, aber auch mit dem, was für ihn nicht möglich ist.

 

Dieser Text ist ein Auszug des Buches von Kerstin Hack: Liebe – schlicht + ergreifend. Erhältlich beim Down to Earth-Verlag für 12,95€.

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Weitre Lesetipps:

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Kerstin Hack: Ja zu mir. Mich selbst annehmen und gut behandeln. Quadro, Down to Earth. Direkt erhätlich beim Down to Earth-Verlag für 5,00€.

 

 

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Hanna und Harald Sommerfeldt: Beziehung leben. Tragfähige Partnerschaften gestalten. Quadro, Down to Earth. Direkt erhältlich beim Down to Earth-Verlag für 5,00€.

 

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Kerstin Hack: Schwierige Menschen. Impulse, besser miteinander auszukommen. Impulsheft, Down to Earth. Direkt erhältlich beim Down to Earth-Verlag für 2,50€.

 

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Kerstin Hack: Selbstannahme. Impulse zu einem entspannten Leben mit sich selbst. Impulsheft, Down to Earth. Direkt erhältlich beim Down to Earth-Verlag für 2,50€.

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