Rezension: Trauer durchleben (die Kirche)
Wer trauert, durchschreite mehrere Phasen – so wurde es lange in den Seminaren der Psychologen und Theologen gelehrt. Heute hat sich die Einsicht durchgesetzt: Trauer verläuft nicht nach Schema, sondern ist individuell. Jeder Mensch trauert anders.
Stefan Bitzer ist durch eigene leidliche Erfahrungen mit dem Thema Trauer in Berührung gekommen: Schockartig änderte sich sein Leben, als bei ihm ein Tumor diagnostiziert wurde. Kurz darauf starb seine Mutter. Drei Jahre später innerhalb kurzer Zeit seine Frau und sein Vater.
Der Umgang mit Endlichkeit und Trauer wurde für Bitzer zum Lebensthema. Aus seinem reichen Erfahrungsschatz hat er nun viele Erfahrungen und Einsichten geschöpft. Entstanden ist ein kleines lebensnahes Büchlein, das viele Trauernde und Trauerbegleiter als hilfreich empfinden dürfen. Bitzer möchte „Trauernden helfen, manches etwas klarer zu sehen, sich selbst zu verstehen oder zum Nachdenken anregen“.
In 28 Kapitel sortiert könne sich Trauernde vier Wochen lang täglich mit Impulsen versorgen. Die sind sensibel und einladend formuliert. Es geht um „Wut und Enttäuschung“ und die Erfahrung „Plötzlich ist alles anders“, um Tipps wie „Lass Dir Zeit“ und „Lass Dir helfen“ sowie die Fragen „Warum?“ oder „Schuldig?“. Schließlich, am Ende, um die Möglichkeit neuer Perspektiven und das „Leben mit der Endlichkeit“.
Die vielen Aspekte hat Bitzer in einem angenehmen Tonfall verfasst, der einerseits der Ernsthaftigkeit des Themas gerecht wird, andererseits die nötige Gelassenheit nicht unterschlägt. Es gebe nur eine Art des „falschen“ Trauerns, mein Bitzer – „wenn man die Trauer dauerhaft verdrängt und den Schmerz und den Verlust nicht an sich heranlässt“. Denn Trauern ist sinnvoll und heilsam: „Wer schwere Zeiten durchgestanden hat, weiß das Leben mit all seinen Schönheiten ganz neu zu schätzen.“
Rezension von Uwe Birnstein in die Kirche 2015_31. Evangelische Wochenzeitung. Mit freundlicher Genehmigung.
Stefan Bitzer: Trauer durchleben. Was Trauernden helfen kann. Verlag Down to Earth, Berlin 2015, 40 Seiten, 5 Euro.
